LONDON (dpa-AFX) - Wegen der explodierenden Lebenshaltungskosten in Großbritannien droht einer Studie zufolge Millionen Menschen Armut und Verschuldung. "Steigende Preise und höhere Steuern belasten die Haushaltskassen", teilte das Wirtschaftsforschungsinstitut NIESR am Mittwoch mit. "Für (das Haushaltsjahr) 2022/23 rechnen wir damit, dass 1,5 Millionen Haushalte in Großbritannien mit Lebensmittel- und Energierechnungen konfrontiert sind, die ihr verfügbares Einkommen übersteigen." Am schwersten betroffen seien London und Schottland.
Das National Institute of Economic and Social Research (NIESR) warnte, vor allem ärmere Menschen würden die Folgen der Inflation spüren, die zuletzt auf ein 30-Jahres-Hoch geklettert war. Schuld sei eine Kombination aus hohen Preisen, vor allem ausgelöst durch den Anstieg der Energiekosten infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine, und dem Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge. Die britische Wirtschaft werde im dritten und vierten Quartal eine Rezession erleben, aber 2022 insgesamt um 3,5 Prozent wachsen, sagten die Forscher voraus. Die Reallöhne würden 2022 um 2,4 Prozent sinken.
Das Institut forderte, die Regierung müsse Maßnahmen ergreifen, damit nicht mehr Menschen in Schulden und Armut abgleiten. Nötig seien eine Erhöhung der als Universal Credit bekannten Sozialhilfe zwischen Mai und Oktober um 25 Pfund pro Woche sowie eine Einmalzahlung von 250 Pfund für 11,3 Millionen Haushalte mit niedrigen Einkommen. "Ohne diese zielgerichtete Unterstützung erwarten wir einen weiteren Anstieg extremer Armut", betonte NIESR. Etwa 500 000 Haushalte müssten dann zwischen Heizen und Essen entscheiden.
Das Finanzministerium teilte mit, die Regierung habe bereits mehrere Maßnahmen beschlossen, um ärmeren Haushalten zu helfen. So könnten mehr Menschen den Universal Credit erhalten. Experten sind aber der Ansicht, dass die Hilfen bei weitem nicht ausreichen.