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HONOLULU (dpa-AFX) - Nach den verheerenden Bränden auf der Insel Maui im US-Bundesstaat Hawaii haben Suchtrupps weitere Leichen in ausgebrannten Gebäuden gefunden. Die Zahl der Toten sei auf mindestens 106 gestiegen, teilte die zuständige Bezirksverwaltung am Dienstagabend (Ortszeit) mit. Nur fünf der Todesopfer hätten bislang auch identifiziert werden können. Bei der Suche nach der Ursache der Katastrophe gerät der örtliche Stromversorger zunehmend ins Visier, wie US-Medien berichteten. Vom Wind umgeworfene Strommasten oder beschädigte Leitungen könnten demnach einige der Feuer ausgelöst haben. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht.
"Wir sind untröstlich, dass wir einen solchen Verlust erlitten haben", sagte Gouverneur Josh Green. Auch Kinder seien unter den Toten, bestätigte er nach einer Reporterfrage. "Einige der Anblicke sind zu schlimm, um sie teilen zu können", ergänzte er. Zudem warnte Green erneut, dass die Zahl der Opfer noch erheblich steigen könne. Dem Sender CNN sagte er, viele der Toten seien auf einer Autobahn im Westen der Insel gefunden worden.
Die Wald- und Buschbrände waren am 8. August an mehreren Orten auf Maui und der Nachbarinsel Hawaii ausgebrochen, die den gleichen Namen wie der Bundesstaat trägt. Auf Maui wurde die Kleinstadt Lahaina, die vor dem Unglück 13 000 Einwohner zählte, besonders hart getroffen. Der Ortskern mit seinen Holzhäusern wurde völlig zerstört. Mehr als 2000 Gebäude brannten teilweise oder ganz ab. Die Schäden werden auf mehrere Milliarden Dollar geschätzt.
Helfer durchsuchten mit Leichenspürhunden weiter die ausgebrannten Gebäude. Erst rund ein Drittel davon sei inspiziert worden, teilte der Bezirk Maui weiter mit. Die Behörden riefen die Angehörigen von Vermissten auf, DNA-Proben abzugeben, um diese gegebenenfalls mit gefundenen Leichen abgleichen zu können.
Inzwischen sei ein größeres Team von Forensikern und Pathologen auf der Insel eingetroffen, um bei der Identifizierung zu helfen, hieß es in Medienberichten. Auch eine mobile Leichenhalle sei aufgebaut worden. Die Brände auf Maui seien die tödlichsten in den USA in mehr als 100 Jahren gewesen.
Medienberichten zufolge wird als eine mögliche Ursache für die Katastrophe untersucht, ob umgekippte Strommasten oder Stromleitungen, die durch den an diesen Tagen extremen Wind beschädigt wurden, eine Rolle gespielt haben könnten. Der örtliche Stromversorger steht in der Kritik, weil er trotz der Unwetter das Netz nicht abgeschaltet habe - defekte Leitungen könnten durch Funkenbildung Waldbrände auslösen.
Das Unternehmen wollte diese Vorwürfe den Berichten zufolge nicht kommentieren, verwies aber darauf, dass eine Stromabschaltung auch dazu führen könne, dass die für die Löscharbeiten nötigen Wasserpumpen ausfielen. Inzwischen sei eine Sammelklage gegen den Versorger (NYSE:XLU) eingereicht worden, meldete CNN. Die "Washington Post" berichtete, auf Videos einer Kamera eines Vogelschutzzentrums sei augenscheinlich zu sehen, wie ein Baum auf eine Stromleitung stürzt. Dann sei ein heller Blitz zu sehen und wenig später habe der Wald in Flammen gestanden.
Er habe schon wenige Tage nach Ausbruch der Feuer eine umfassende Untersuchung eingeleitet, betonte Gouverneur Green. Die Behörden hatten kurz nach den Bränden mitgeteilt, mitverantwortlich für die rasch um sich greifenden Brände sei auch ein Hurrikan gewesen, der südlich der Inseln vorbeigezogen sei.
US-Präsident Joe Biden kündigte derweil an, er wolle bald die hawaiianische Insel besuchen. "Meine Ehefrau Jill und ich werden so bald wie möglich nach Hawaii reisen", sagte er am Dienstag in einer Rede in Milwaukee. Er wolle aber bei den Bergungsarbeiten nicht im Weg sein oder diese stören. In der Zwischenzeit wolle er daher sicherstellen, dass die Menschen auf Maui die notwendige Unterstützung bekommen. "Alles, was sie brauchen, werden sie bekommen", versprach der Demokrat.
Biden hatte den Menschen in Hawaii zwei Tage nach Ausbruch der Brände Katastrophenhilfe der Regierung zugesagt. Fast 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Regierungsangaben zufolge mittlerweile vor Ort.