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WDH: Ökonomen-Stimmen zu den Bankenschieflagen in den USA

Veröffentlicht am 13.03.2023, 11:43
© Reuters
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FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Schieflage des US-Start-Up-Finanzierers Silicon Valley Bank (SVB) und einer weiteren Bank aus New York ist die US-Regierung eingeschritten und hat eine Absicherung aller Kundeneinlagen bei den Geldhäusern angekündigt. Finanzministerin Janet Yellen, Notenbankchef Jerome Powell und die US-Einlagensicherung FDIC gaben am Sonntagabend (Ortszeit) in einer gemeinsamen Stellungnahme bekannt, alle Einleger der SVB würden vollständig geschützt und könnten auf ihr gesamtes Geld zugreifen.

Eine ähnliche Regelung gelte auch für die Signature Bank (NASDAQ:SBNY) in New York, die am Sonntag von ihrer staatlichen Zulassungsbehörde geschlossen worden sei. Zu einer nachhaltigen Beruhigung an den Finanzmärkten führten die Entscheidungen jedoch nicht. Zudem stellt sich die Frage, wie sich die Turbulenzen auf die Geldpolitik der US-Notenbank Fed auswirken wird.

Das sagen Ökonomen zu der Entwicklung:

Bernd Krampen, Analyst bei der Nord LB

"Nach der Zinsanhebungsorgie der Federal Reserve war es ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sich erste Auswirkungen zeigen würden. Die Fed agiert dabei gemäß dem Leitsatz für 'jeden Job das richtige Mittel': Ein expansives Liquiditätsprogramm für die betroffenen Banken - Zinsanhebungen zur Bekämpfung der Inflation. Letztere dürften aber nun fraglicher werden. Weitere Ansteckungen im Finanzsektor wie auch Moral Hazard sind jetzt die Gefahren, die sicherlich heute nicht einfach abzuschätzen sind!"

Christoph Balz und Bernd Weidensteiner, Ökonomen bei der Commerzbank (ETR:CBKG):

"Die offenkundigen Probleme einiger US-Banken setzen auch ein Fragezeichen hinter die für den 21./22. März anstehende Fed-Sitzung, für die die Märkte am Donnerstag noch eine Erhöhung um 0,50 Prozentpunkte erwartet hatten. Jerome Powell hat angekündigt, dass die Größe des Zinsschritts von der 'Gesamtheit der Daten' abhängt, die bis dahin veröffentlicht werden. Der Arbeitsmarktbericht von Freitag und die morgen anstehenden Inflationsdaten, die einen unverändert hohen Preisdruck anzeigen dürften, sprechen dabei für einen großen Zinsschritt von 0,50 Prozentpunkte. Der weitere 'Datenpunkt' SVB könnte sich die Fed-Oberen allerdings mit einem kleineren Schritt begnügen lassen, um nicht noch mehr Probleme im Bankenwesen hervorzurufen. Die Entwicklung der nächsten Tage dürfte weiteren Aufschluss erlauben. Der Markt erwartet aktuell nur noch eine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte."

BayernLB, Research Team

"Die Probleme bei der SVB Financial (NASDAQ:SIVB) Group und der Silvergate Capital Corp. zeigen dabei die Auswirkungen der unerbittlichen Straffung der Fed-Politik auf die Bilanzen des Finanzsektors. Die Banken waren gezwungen, Anleihen an den

Märkten zu verkaufen und damit Verluste zu realisieren, die sich zuvor aufgrund der Zinserhöhungen angehäuft hatten. Während Finanzministerin Yellen am Wochenende versicherte, dass ein Bailout (Verlustübernahme) durch den Staat nicht zur Debatte stand, wurde verkündet, dass stattdessen den betroffenen Banken Liquidität in Form von Term Loans zur Verfügung gestellt werden würde. Dadurch wären die Banken nicht weiter gezwungen, Anleihen zu verkaufen und Verluste aus ihren Portfolios zu realisieren und Kundeneinlagen könnten ausgezahlt werden."

Stephen Dover, Leiter des Franklin Templeton Institute

"Schlampige Kreditvergabe hat die SVB nicht zu Fall gebracht. Das bedeutet jedoch nicht, dass andere Banken in den kommenden Monaten und Quartalen keine Verschlechterung der Qualität ihrer Aktiva erleben werden. Banken, die mit Subprime-Autokrediten und -Leasingverträgen oder mit gewerblichen Immobilien zu tun haben - Bereiche, die in den Augen vieler Kreditanalysten bereits "gelb" leuchten -, müssen beobachtet werden. Aber das ist nicht einfach. Banken sind undurchsichtige Institutionen und die Qualität von Krediten (Vermögenswerten) ist bekanntermaßen schwer zu verfolgen. (...) Kreditverluste könnten sich in diesem Jahr als problematisch erweisen, insbesondere wenn die straffe Geldpolitik der Fed die Wirtschaft in Richtung Rezession treibt."

Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus

"Gold reagierte mit einem Kurssprung auf die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank. (...) Gold wurde damit seiner Rolle als Krisenmetall gerecht: Die Angst vor einer neuen Banken- und Finanzkrise trieb Anleger in den sicheren Hafen Gold. Hinzu kommt die Erwartung, dass die US-Notenbank Fed das Tempo der Zinserhöhungen nach den jüngsten Turbulenzen reduzieren könnte. Marktbeobachter stellen dann auch bereits die Zinserhöhung am 22. März infrage. Wie es für Gold weitergeht, hängt nicht zuletzt davon ab, ob die Maßnahmen der Fed Wirkung zeigen: Bleibt die SVB-Pleite ein Einzelfall, dürfte das Edelmetall einen Teil seiner jüngsten Gewinne wieder abgeben. Führt die Krise hingegen zu einer nachhaltigen Umkehr in der Fed-Politik, könnte Gold gefragt bleiben.

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