Frankfurt, 20. Jan (Reuters) - Der deutsche Aktienmarkt
konnte auch am Dienstag frühe Gewinne nicht halten und drehte
gegen Mittag ins Minus. Der Dax<.GDAXI> büßte 0,5 Prozent ein
auf 4295 Zähler. Händlern zufolge drückten die teils prekäre
Lage bei den Banken sowie ständig neue Nachrichten über
Entlassungen und Kurzarbeit - wie jetzt auch bei Metro
und BMW - die Stimmung. Noch stärkere Verluste würden
nur durch den "Obama-Optimismus" verhindert. "In den USA ist das
heute ein Riesen-Ereignis, und das hilft uns auch hier", sagte
ein Händler. Barack Obama wird am Abend als 44. Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Seine Antrittsrede
wird weltweit mit Spannung erwartet, Börsianer erhoffen sich vor
allem Aussagen zu neuen Konjunkturhilfen.
SPARPLAN VON METRO KOMMT GUT AN
Mit einem Plus von zeitweise fast zehn Prozent honorierten
Anleger die Auflegung eines Kostensenkungsplans bei
Metro. Der Handelsriese will dadurch bis 2012 rund 1,5
Milliarden Euro sparen. Wie aus Firmenkreisen verlautete, sollen
bis dahin weltweit auch 15.000 Arbeitsplätze gestrichen werden.
Analysten gingen davon aus, dass der positive Effekt für die
Aktie schnell verpuffen könnte, da vor allem die Entwicklung in
den für Metro sehr wichtigen osteuropäischen Märkten schwer
prognostizierbar sei. Am Mittag lagen die Aktien noch 5,5
Prozent höher bei 25,74 Euro.
Gefragt waren auch die Titel der Deutschen
Telekom, die um 1,6 Prozent auf 10,40 Euro stiegen.
"Da helfen die Aussagen zu T-Mobile", sagte ein Händler. Positiv
komme vor allem an, dass der Mobilfunkanbieter für sein Geschäft
keinen Abschwung sehe und an den Investitionsplänen für den
US-Markt festhalte.
CHRYSLER-FIAT-BUND ERFREUT DAIMLER-AKTIONÄRE
Gesprächsstoff am Markt bot die geplante Zusammenarbeit von
Chrysler[CBS.UL] und Fiat. Nach Angaben des US-Konzerns
haben sich die beiden Autobauer auf eine Kooperation
verständigt. "Ich glaube, wenn das klappt, und Daimler damit
seinen Chrysler-Anteil endlich los wird, gibt es in Stuttgart
ein großes Fest", sagte ein Börsianer. Daimler hält noch knapp
20 Prozent an seinem einstigen US-Sorgenkind, die Hoffnung der
Daimler-Aktionäre trieb den Kurs zeitweise um bis zu 3,5
Prozent. Fiat-Aktien waren vom Handel ausgesetzt.
In den Fokus der Anleger rückte auch der bayerische
Konkurrent BMW: Die Münchener schicken wegen der
Absatzflaute 26.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Die Aktie lag 0,8
Prozent im Minus.
Mit Aktienverkäufen quittierten Investoren unterdessen
Meldungen, wonach die Walldorfer Softwareschmiede SAP
für 2009 vorerst keine konkrete Umsatzprognose wagen wird. Das
Magazin "Capital" schrieb, SAP verschiebe wegen der Finanzkrise
das mittelfristig angepeilte Margenziel nach hinten. SAP lehnte
eine Stellungnahme ab, der Kurs der Aktie fiel allerdings
zeitweise um 4,5 Prozent.
(Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Ralf Banser)