* Mögliche Kapitalerhöhungen der Deutschen Bank im Fokus
* Aktien von Deutscher Bank geben über fünf Prozent nach
* Autowerte erneut gesucht
(neu: Händler, Autowerte, Axel Springer)
Frankfurt, 10. Sep (Reuters) - Die bevorstehende
Kapitalerhöhung der Deutschen Bank hat am Freitag die
Finanztitel belastet und den Dax ins Minus gezogen. Belastet von
einem deutlichen Kursrutsch bei den Aktien des deutschen
Branchenprimus gab der Leitindex<.GDAXI> bis zum Mittag 0,4
Prozent auf 6196 Punkte ab. Die Deutsche Bank will sich nach
Reuters-Informationen mit bis zu neun Milliarden Euro für eine
Komplettübernahme der Postbank und schärfere
Regulierungsmaßnahmen rüsten. Die Titel der Deutschen Bank gaben
um 5,2 Prozent nach und waren damit mit Abstand größter
Verlierer im Dax. Die Aktien der Postbank, die als Übernahmeziel
der Deutschen Bank gilt, profitierten von den Berichten und
legten 5,2 Prozent zu.
"RENNEN UM SCHNELLE KAPITALERHÖHUNGEN DER BANKEN MÖGLICH"
Die konkreter werdenden Pläne für die Kapitalerhöhung waren
das Hauptgesprächsthema an einem ansonsten ruhigen Markt. Viele
Händler bezweifelten, dass die Deutsche Bank das frische Geld in
erster Linie für die Übernahme der Postbank benötigt. "Es gibt
viele Hinweise darauf, dass die Eigenkapitalvorschriften im Zuge
von Basel III deutlich höher liegen als bisher angenommen",
sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Stefan de
Schutter, Leiter des Aktienhandels bei Alpha-Trading, sagte, die
Pläne der Deutschen Bank seien aber insofern clever, weil viele
Banken im Zuge von Basel III vor einer Kapitalerhöhung stünden.
"Die Banken könnten sich ein Rennen liefern, wer bei einer
Kapitalerhöhung der erste ist und die größte Aufmerksamkeit am
Markt auf sich ziehen kann." Deshalb stünden die Titel der
Commerzbank unter Druck, weil das Institut es womöglich
schwerer habe, wenn es erst später Geld am Markt einsammeln
wolle. Die Commerzbank-Papiere verloren rund drei Prozent und
waren damit zweitgrößter Dax-Verlierer.
Im Vorfeld des Treffens des Baseler Ausschusses am
Wochenende trennten sich Anleger auch in anderen europäischen
Ländern von Bankentiteln. In Paris gaben die Titel von Credit
Agricole 2,2 Prozent nach. Societe Generale
sanken um 0,3 Prozent. In Mailand<.FTMIB> verloren
Unicredit 1,6 Prozent, die Anteilsscheine der Banco
Popolare notierten 1,7 Prozent im Minus. Der
europäische Bankenindex<.SX7P> verlor 0,5 Prozent. Dagegen
legten die Anteilsscheine vom Staat gestützter britischer Banken
gegen den Trend des schwächeren Gesamtmarkts zu. Lloyds
gehörten im Londoner Leitindex<.FTSE> mit einem Plus von 1,7
Prozent zu den gefragtesten Werten, die Papiere der Royal Bank
of Scotland stiegen um 0,8 Prozent. Anleger griffen
offensichtlich lieber zu Banken, hinter denen der Staat stehe,
wenn schon ein gut kapitalisiertes Institut wie die Deutsche
Bank Geld aufnehmen müsse, sagte ein Händler in London.
EXPORTERFOLGE GEBEN AUTOWERTEN SCHUB
Im Dax verhalf der reißende Absatz deutscher Automobile im
Ausland den Herstellern zu kräftigen Kursgewinnen. Die Aktien
von BMW, Daimler und Volkswagen
belegten mit Kursgewinnen zwischen 1,5 und drei Prozent die
ersten Ränge der Dax-Gewinnerliste. Die Papiere hatten sich
bereits am Vortag deutlich stärker als der Gesamtmarkt
präsentiert. Auch bei den Zulieferern griffen Anleger zu. Die im
MDax<.MDAXI> gelisteten Titel von ElringKlinger und
Continental notierten 2,4 beziehungsweise 1,3 Prozent
fester. Im SDax<.SDAXI> zogen Grammer um 3,1 Prozent
an. "Offensichtlich werden die Konsumenten in den für
Deutschland wichtigen Exportmärkten wieder zuversichtlicher",
sagte ein Börsianer. Die Ausfuhren von Kraftwagen und
Fahrzeugteilen stiegen dem Statistischen Bundesamt zufolge im
ersten Halbjahr 2010 um 40,8 Prozent und damit mehr als doppelt
so schnell wie die Exporte insgesamt.
Die im SDax<.SDAXI> gelisteten Papiere von Axel Springer
legten 0,7 Prozent zu. Der Verlagskonzern will mehr als eine
halbe Milliarde Euro für die französische Internetfirma
SeLoger.com ausgeben und bietet 34 Euro pro Aktie.
Händlern zufolge äußerten sich Analysten der Commerzbank in
einer Kurzstudie positiv zu dem Geschäft. Es sei mit
Synergie-Effekten in der Entwicklung im Bereich Internet und
Software zu rechnen, hieß es den Angaben zufolge. Die Aktien von
SeLoger.com wurden in Paris vom Handel ausgesetzt.
(Reporter: Tom Körkemeier; redigiert von Olaf Brenner)