WOLFSCHLUGEN (dpa-AFX) - Der größte Planer von Windparks in der deutschen Nordsee droht im Hickhack um rechtzeitige Stromanschlüsse mit dem Ausweichen in die Ostsee. 'Wenn es in der Nordsee im Zeitraum zwischen 2016 bis 2018 bei den Netzanschlüssen der Windparks hakt, wollen wir in der Ostsee bauen', sagte der Chef der Windreich AG aus Wolfschlugen (Kreis Esslingen), Willi Balz, der Nachrichtenagentur dpa. In der Ostsee gebe es keine Probleme mit der Anbindung. Dort reichten die besser verfügbaren Wechselstromkabel, die im Nordosten Deutschlands auch nicht vom Netzbetreiber Tennet, sondern von 50Hertz gelegt werden. 'Die entsprechende Infrastruktur ist vorhanden', sagte Balz. Zudem seien die Strecken kürzer.
In der Ostsee wolle er auf 154-Meter-Propeller setzen, da das Meer 20 Prozent weniger Wind habe. Bis 2020 sollen Windanlagen mit einer Leistung von 10 000 Megawatt in Nord- und Ostsee installiert werden, doch das Ziel ist kaum noch zu halten. Dem für den Anschluss in der Nordsee zuständigen Netzbetreiber Tennet fehlen bis zu 15 Milliarden Euro für das teure Verkabeln. Balz macht seit kurzem mit einem Missbrauchsverfahren Druck auf Tennet.
Er besitzt 22 Projektgebiete für Windparks in der Nordsee, drei davon mit Genehmigung und Zusage für den Stromkabelanschluss. Seine nicht börsennotierte Windreich AG hat nach eigenen Angaben gut ein Drittel Marktanteil an den bestehenden Offshore-Projektgebieten der deutschen Nordsee. Am weitesten ist Balz' Park Global Tech I rund 100 Kilometer vor der Küste. Der Bau auf See soll demnächst starten.
Aus Sicht des Geschäftsmannes kann der Ausbau alternativer Stromquellen nicht ohne zusätzliche Kosten für die Verbraucher gelingen. 'Die Energiewende gibt es nicht zum Nulltarif', sagte er und warb um Verständnis. 'Entscheidend ist doch, dass die Rechnung am Ende aufgeht. Langfristig ist heimische Windkraft billiger und zuverlässiger als jeder fossile Brennstoff. Das ist unbestreitbar. Ich wünsche mir, dass man das anerkennt und dass es vorwärtsgeht.'
Nach dem Aus für die Atomkraft hierzulande ist die Energiewende eine zentrale Baustelle der Politik. Ein durchschnittlicher Haushalt zahlt schon heute über eine Ökoumlage auf der Stromrechnung etwa 125 Euro pro Jahr, um die Erneuerbaren zu fördern. 2013 könnte diese im Gesetz zum Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG) verankerte Belastung für eine typische Jahresstromrechnung auf etwa 175 Euro steigen.
Neuerdings sollen die Bürger auch für Anschlussprobleme der Parks auf hoher See haften. Balz begrüßt diese Regeln. 'Sie sind korrekt und bezüglich des Stichtags fair. Wir Pioniere haben eine hohe Vorleistung erbracht', argumentierte der Manager, der mit dem Bau von Supermärkten Multimillionär wurde und dann in die Windkraft einstieg.
'Ich konnte bisher und kann auch heute mit den Rahmenbedingungen der Politik gut arbeiten', sagte Balz. Kritiker monieren, dass die Gewinne beim Ausbau der alternativen Stromquellen privatisiert, die Risiken dabei aber auf die Gemeinschaft abgewälzt würden. Manager Balz hält dagegen, dass er bei seinen Milliardenprojekten auch mit eigenem Geld dabei sei. Für die Vorleistung winken dann entsprechende Gewinnchancen. 'Wenn ein 400-Megawatt-Park vollständig am Netz ist, erwirtschaftet er 340 Millionen Euro pro Jahr', sagte Balz zur gängigen Größe vieler Projekte, darunter auch sein Global Tech I. An dem geplanten Park hält er selber noch rund 13 Prozent der Anteile.
Offshore-Energie ist der zentrale Schlüssel im politisch gewollten künftigen Energiemix. Der staatlich geförderte Testpark Alpha Ventus liefert bereits Strom, auch der private Offshore-Pionier Bard hat erste Anlagen laufen, musste aber beim Bau Rückschläge verkraften. Es gab Hunderte Millionen Euro Verlust, die Firma droht zu kentern.
Bard versuchte als Unternehmen der ersten Stunde praktisch alles selber zu machen - und zahlte viel Lehrgeld. Balz sagte dazu: 'Wichtig ist zu wissen, was man kann und was man nicht kann. Zu große Fertigungstiefe macht wenig Sinn. Das ist zu kapitalintensiv und Sie gehen unnötige Risiken ein.' Windreich dagegen vergebe alle Aufträge an weltweit führende Konzerne wie etwa die französische Areva -Gruppe. 'Das ist alles eine reine Materialschlacht', sagte Balz.
Windreich wirbt für seinen 'Global Tech I' mit der Aussage, der Park könne 'zum Jahresende 2013 rund eine Million Menschen mit bezahlbarem und sicher erzeugtem Nordseestrom versorgen'. Kritiker bezweifeln solche Versprechen. Fakt ist, dass die Windkraft alleine derzeit keinen einzigen Stromkunden verlässlich versorgen kann, weil es keine Speicher gibt, die Reserven für Flauten vorhalten.
Auch ein grenzübergreifendes Verbundnetz, das Schwankungen bei Auslastung und Strombedarf abfedern könnte, ist Zukunftsmusik. Daher benötigen Windräder derzeit herkömmliche Kraftwerke mit Gas, Kohle oder Atom im Hintergrund, deren Strom sie bisher nur ergänzen. Zudem belastet der Offshore-Stromkabelanschluss die Natur im Wattenmeer. Das Rammen der Fundamente stört Schweinswale und die Windräder selbst sind nicht nur eine Gefahr für Zugvögel - sondern auch für Öltanker./loh/DP/zb
In der Ostsee wolle er auf 154-Meter-Propeller setzen, da das Meer 20 Prozent weniger Wind habe. Bis 2020 sollen Windanlagen mit einer Leistung von 10 000 Megawatt in Nord- und Ostsee installiert werden, doch das Ziel ist kaum noch zu halten. Dem für den Anschluss in der Nordsee zuständigen Netzbetreiber Tennet fehlen bis zu 15 Milliarden Euro für das teure Verkabeln. Balz macht seit kurzem mit einem Missbrauchsverfahren Druck auf Tennet.
Er besitzt 22 Projektgebiete für Windparks in der Nordsee, drei davon mit Genehmigung und Zusage für den Stromkabelanschluss. Seine nicht börsennotierte Windreich AG hat nach eigenen Angaben gut ein Drittel Marktanteil an den bestehenden Offshore-Projektgebieten der deutschen Nordsee. Am weitesten ist Balz' Park Global Tech I rund 100 Kilometer vor der Küste. Der Bau auf See soll demnächst starten.
Aus Sicht des Geschäftsmannes kann der Ausbau alternativer Stromquellen nicht ohne zusätzliche Kosten für die Verbraucher gelingen. 'Die Energiewende gibt es nicht zum Nulltarif', sagte er und warb um Verständnis. 'Entscheidend ist doch, dass die Rechnung am Ende aufgeht. Langfristig ist heimische Windkraft billiger und zuverlässiger als jeder fossile Brennstoff. Das ist unbestreitbar. Ich wünsche mir, dass man das anerkennt und dass es vorwärtsgeht.'
Nach dem Aus für die Atomkraft hierzulande ist die Energiewende eine zentrale Baustelle der Politik. Ein durchschnittlicher Haushalt zahlt schon heute über eine Ökoumlage auf der Stromrechnung etwa 125 Euro pro Jahr, um die Erneuerbaren zu fördern. 2013 könnte diese im Gesetz zum Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG) verankerte Belastung für eine typische Jahresstromrechnung auf etwa 175 Euro steigen.
Neuerdings sollen die Bürger auch für Anschlussprobleme der Parks auf hoher See haften. Balz begrüßt diese Regeln. 'Sie sind korrekt und bezüglich des Stichtags fair. Wir Pioniere haben eine hohe Vorleistung erbracht', argumentierte der Manager, der mit dem Bau von Supermärkten Multimillionär wurde und dann in die Windkraft einstieg.
'Ich konnte bisher und kann auch heute mit den Rahmenbedingungen der Politik gut arbeiten', sagte Balz. Kritiker monieren, dass die Gewinne beim Ausbau der alternativen Stromquellen privatisiert, die Risiken dabei aber auf die Gemeinschaft abgewälzt würden. Manager Balz hält dagegen, dass er bei seinen Milliardenprojekten auch mit eigenem Geld dabei sei. Für die Vorleistung winken dann entsprechende Gewinnchancen. 'Wenn ein 400-Megawatt-Park vollständig am Netz ist, erwirtschaftet er 340 Millionen Euro pro Jahr', sagte Balz zur gängigen Größe vieler Projekte, darunter auch sein Global Tech I. An dem geplanten Park hält er selber noch rund 13 Prozent der Anteile.
Offshore-Energie ist der zentrale Schlüssel im politisch gewollten künftigen Energiemix. Der staatlich geförderte Testpark Alpha Ventus liefert bereits Strom, auch der private Offshore-Pionier Bard hat erste Anlagen laufen, musste aber beim Bau Rückschläge verkraften. Es gab Hunderte Millionen Euro Verlust, die Firma droht zu kentern.
Bard versuchte als Unternehmen der ersten Stunde praktisch alles selber zu machen - und zahlte viel Lehrgeld. Balz sagte dazu: 'Wichtig ist zu wissen, was man kann und was man nicht kann. Zu große Fertigungstiefe macht wenig Sinn. Das ist zu kapitalintensiv und Sie gehen unnötige Risiken ein.' Windreich dagegen vergebe alle Aufträge an weltweit führende Konzerne wie etwa die französische Areva
Windreich wirbt für seinen 'Global Tech I' mit der Aussage, der Park könne 'zum Jahresende 2013 rund eine Million Menschen mit bezahlbarem und sicher erzeugtem Nordseestrom versorgen'. Kritiker bezweifeln solche Versprechen. Fakt ist, dass die Windkraft alleine derzeit keinen einzigen Stromkunden verlässlich versorgen kann, weil es keine Speicher gibt, die Reserven für Flauten vorhalten.
Auch ein grenzübergreifendes Verbundnetz, das Schwankungen bei Auslastung und Strombedarf abfedern könnte, ist Zukunftsmusik. Daher benötigen Windräder derzeit herkömmliche Kraftwerke mit Gas, Kohle oder Atom im Hintergrund, deren Strom sie bisher nur ergänzen. Zudem belastet der Offshore-Stromkabelanschluss die Natur im Wattenmeer. Das Rammen der Fundamente stört Schweinswale und die Windräder selbst sind nicht nur eine Gefahr für Zugvögel - sondern auch für Öltanker./loh/DP/zb