Investing.com - Die türkische Lira, die bereits stark unter Druck stand, hat ihre Talfahrt nach der 650 Basispunkte-Zinserhöhung der Notenbank in Ankara ungebremst fortgesetzt. Die Währung erreichte gegenüber dem Euro und dem Dollar neue Rekordtiefs und lässt Investoren und Ökonomen gleichermaßen besorgt zurück.
Der USD/TRY gewann zuletzt 2,27 Prozent und erreichte einen Wert von 24,10 Lira, während der EUR/TRY um 2,32 Prozent auf 24,49 Lira anstieg. Gleichzeitig verzeichnete der Goldpreis in Lira eine Erholung und näherte sich wieder seinen Rekordhochs an.
Die Entscheidung der türkischen Zentralbank, ihren Schlüsselsatz um satte 650 Basispunkte auf 15 Prozent zu erhöhen, wurde zwar als positiver Schritt angesehen, blieb jedoch hinter den Erwartungen der Volkswirte zurück. Diese hatten einen Zinsanstieg auf 21 Prozent erwartet, um die Lira zu stützen und das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen. In ihrem geldpolitischen Begleittext stellte die Notenbank weitere Zinsschritte in Aussicht.
Liam Peach, leitender Ökonom für Emerging Markets, kommentiert: "Um das Inflationsproblem in der Türkei in den Griff zu bekommen, sind auf den kommenden Sitzungen weitere Anhebungen erforderlich. Die Verlautbarungen deuten darauf hin, dass dies geschehen wird, auch wenn die Straffung gradueller ausfallen wird als noch vor einigen Wochen erwartet. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Zinssätze im Laufe dieses Jahres auf 25 bis 30 Prozent steigen werden."
Die Erhöhung des Leitzinses markiert den Beginn einer neuen geldpolitischen Ära unter der Führung von Hafize Gaye Erkan. Als neue Zentralbankchefin wurde sie von Präsident Erdogan eingesetzt, um eine rationalere Geldpolitik zu verfolgen und die hohe Inflation unter Kontrolle zu bringen. Bisher hatte Erdogan hohe Zinsen als Feind betrachtet und sich für eine lockerere Geldpolitik ausgesprochen.
Die Entscheidung der Zentralbank wird von verschiedenen Seiten kontrovers diskutiert. Einige Ökonomen begrüßen den Schritt als notwendigen Schritt, um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen und die Inflation einzudämmen. Andere sehen die Entscheidung als nicht ausreichend, um die wirtschaftlichen Probleme des Landes zu lösen und fordern weiterhin einen stärkeren Zinsanstieg.
Die hohe Inflation und die schwache Lira stellen weiterhin große Herausforderungen für die türkische Wirtschaft dar. Die steigenden Preise belasten die Verbraucher und Unternehmen und verringern die Kaufkraft. Zudem erschwert die schwache Währung den Import von Waren und erhöht die Schuldenlast des Landes.