Investing.com - Die türkische Notenbank hat unter der Führung der neuen Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan ihren Leitzins erhöht. Mit einer Steigerung um 650 Basispunkte auf 15,00 Prozent kehrt der Leitzins damit zum Niveau von November 2021 zurück.
Die Entscheidung der Notenbank kam für viele Volkswirte jedoch nicht ganz unerwartet, sie hatten jedoch einen größeren Schritt erwartet. Experten hatten darauf spekuliert, dass die Notenbank den Schlüsselsatz auf 21,00 Prozent anheben würde, um der hohen Inflation entgegenzuwirken.
Die Reaktion der türkischen Lira auf die Zinserhöhung fiel dementsprechend verhalten aus. Nach einer ersten Reaktion mit einem neuen Sitzungstief gegenüber dem Dollar und dem Euro konnte sich die Währung später etwas erholen. Dennoch verlor die Lira insgesamt rund 0,1 Prozent an Wert. Sowohl gegenüber dem Euro als auch gegenüber dem Dollar bewegt sich die türkische Landeswährung weiterhin in der Nähe ihrer Rekordtiefs.
Die Erhöhung des Leitzinses markiert den Beginn einer neuen geldpolitischen Ära unter der Führung von Hafize Gaye Erkan. Als neue Zentralbankchefin wurde sie von Präsident Erdogan eingesetzt, um eine rationalere Geldpolitik zu verfolgen und die hohe Inflation unter Kontrolle zu bringen. Bisher hatte Erdogan hohe Zinsen als Feind betrachtet und sich für eine lockerere Geldpolitik ausgesprochen.
Im geldpolitischen Begleittext erklärte die Zentralbank: "Der Ausschuss beschloss, mit der Straffung der Geldpolitik zu beginnen, um so schnell wie möglich den Kurs der Inflationsbekämpfung einzuschlagen, die Inflationserwartungen zu verankern und die negative Entwicklung des Preisverhaltens zu kontrollieren."
Die aktuellen Indikatoren deuten in der Türkei auf einen ansteigenden Inflationstrend hin, so die Mitteilung. Der starke Verlauf der Inlandsnachfrage, der Kostendruck und die anhaltende Dienstleistungsinflation seien dabei die wichtigsten Treiber. Zusätzlich werde erwartet, dass die Verschlechterung des Preisverhaltens weiteren Druck auf die Inflation ausüben wird.
In Bezug auf den Zinsausblick betonte die Notenbank: "Der Ausschuss wird den Leitzins so festlegen, dass die monetären und finanziellen Bedingungen geschaffen werden, die erforderlich sind, um einen Rückgang des zugrunde liegenden Inflationstrends zu gewährleisten und das Inflationsziel von 5 Prozent mittelfristig zu erreichen. Die geldpolitische Straffung wird so weit wie nötig rechtzeitig und schrittweise verstärkt, bis eine deutliche Verbesserung der Inflationsaussichten erreicht ist. Die Inflationsindikatoren und der zugrunde liegende Inflationstrend werden genau beobachtet, und die CBRT wird weiterhin alle ihr zur Verfügung stehenden Instrument entschlossen einsetzen, um ihr Hauptziel der Preisstabilität zu erreichen."