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OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Sicherheit mangelhaft, Kommentar zur ...

Veröffentlicht am 21.08.2013, 20:57
Börsen-Zeitung: Sicherheit mangelhaft, Kommentar zur jüngsten

Handelspanne bei Goldman Sachs, von Sebastian Schmid.

Frankfurt (ots) - Bezogen auf die finanzielle Verfassung der Bank

sei der Vorfall 'nicht wesentlich' gewesen, hat ein Goldman-Sachs-

Sprecher umgehend erklärt. Zuvor hatte die Bank wegen eines Fehlers

ihrer Handelssoftware Millionen Optionsaufträge abgegeben und damit

die Kurse zahlreicher Papiere offenbar mit Börsenkürzeln der

Anfangsbuchstaben H bis L dramatisch verändert. Allein die New Yorker

Börse Nyse berichtete von mehr als 800.000 Kontrakten, die ungewollt

zum Preis von je 1 Dollar gehandelt wurden. Auch Chicagos CBOE und

die Optionshandelstochter der Technologiebörse Nasdaq waren

betroffen.

Dass nun die finanzielle Verfassung der größten US-Investmentbank

von einem für eine Viertelstunde unbemerkten Softwarefehler 'nicht

wesentlich' gefährdet wurde, sollte nicht beruhigen. Wäre es denkbar,

dass ein Computerfehler binnen weniger Minuten die größte

US-Investmentbank ausknockt, müsste das ganze Thema computerisierter

Handel wegen zu hoher Risiken ohnehin gestoppt werden. Auch so zeigt

der Vorfall, dass sich an der Anfälligkeit softwarebasierter

Handelsgeschäfte in den USA auch ein Jahr nach der ungewollten

Orderflut, die Knight Capital 460 Mill. Dollar kostete, nichts

Wesentliches geändert hat. Unabhängig von der finalen Schadenshöhe

zeigt Goldman vielmehr, dass nicht nur kleine Börsenmakler, sondern

sogar absolute Spitzeninstitute für solche Totalausfälle gut sind.

Daher wäre jegliche Schadenfreude seitens der Wettbewerber fehl am

Platz. Auch deren Bankmanager sind bei der Zuverlässigkeit ihrer

Handelssysteme ebenso wie Goldman auf fremde Expertise angewiesen.

Banken und anderen Marktteilnehmern bleibt indes kaum eine andere

Wahl, als beim immer schneller werdenden Handel auf Computer zu

setzen. So lange die Regulierer keine Bremsen einbauen, wird ein

menschlicher Händler niemals mit der Reaktionszeit einer Maschine

schritthalten. Umso wichtiger wäre es, dass auch in den USA der

Sicherheitsgedanke an Bedeutung gewinnt. Hier mangelt es allerdings

an europäischer Sensibilisierung. Das beginnt beim

RetailBanking:US-Kunden können ihre Pin-Nummer am Schalter selbst

wählen, für das Online Banking genügen Mail- Adresse und Passwort wie

bei Amazon. Die laxe Einstellung zeigt sich dann auch im

computerbasierten Handel: Hier sind die Sicherheitsnetze weit

grobmaschiger als etwa bei der Deutsche-Börse-Tochter Xetra. Man kann

nur hoffen, dass der jüngste Warnschuss Anlass ist, endlich die

mangelhaften Schutzmechanismen zu verbessern, bevor 'völlig

überraschend' doch ein 'wesentlicher' Schaden eintritt.

(Börsen-Zeitung, 22.8.2013)

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