Nach dem außerordentlich schlechten Börsenjahr 2022 bin ich für das Jahr 2023 optimistisch gestimmt. Doch auch wenn ich von allgemein steigenden Kursen ausgehe, sind die folgenden zwei Aktien aus ganz ähnlichen Gründen auch im Jahr 2023 nichts für mich.
Nordex (ETR:NDXG)
NordexDenn der Konzern aus Hamburg schafft es zwar regelmäßig, große Aufträge an Land zu ziehen und damit langfristig den Umsatz zu steigern. Mit diesen Aufträgen auch Gewinne und positive Free Cashflows zu erzielen, gestaltet sich jedoch deutlich schwieriger. Dies erkennt man schön an folgender Aufstellung.
in Mio. Euro | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | Erste neun Monate 2022 |
Umsatz | 3.079 | 2.459 | 3.285 | 4.651 | 5.444 | 3.874 |
EBITDA-Marge | 6,5 % | 4,1 % | 3,8 % | 2,0 % | 1,0 % | -5,2 % |
Jahresüberschuss | 0 | -84 | -73 | -130 | -230 | -372 |
Free Cashflow | -55 | 44 | -126 | -120 | -25 | -458 |
Als Konsequenz nimmt das Unternehmen regelmäßig Fremdkapital auf oder besorgt sich neues Eigenkapital mittels Kapitalerhöhungen. Ich sehe keinen Grund, warum sich dies in 2023 und darüber hinaus ändern sollte. Ich kann mir vorstellen, dass der Wettbewerb in der Branche einfach zu hoch ist, um nachhaltige auskömmliche Gewinne zu erzielen. Wettbewerber wie Siemens Gamesa (BME:SGREN) haben schließlich mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.
Schlussendlich halte ich mich also trotz der vermeintlich günstigen Bewertung mit einem KUV von 0,6 nicht nur von Nordex, sondern generell von den Produzenten von Windenergieanlagen fern. Um als Anleger von der steigenden Nachfrage nach Windenergie zu profitieren, erscheinen mir die Betreiber der Anlagen wie Encavis (ETR:ECVG) attraktiver.
Oatly (NASDAQ:OTLY) Group
Im Zuge der allgemeinen Euphorie nach dem Coronacrash wurde das damals stark wachsende Unternehmen mit extremen Multiples bewertet. Das KUV lag zwischenzeitlich bei 35 – für ein Unternehmen, das hauptsächlich Hafermilch herstellt! Mittlerweile liegt das KUV bei 2.
Günstig ist die Bewertung meiner Einschätzung nach damit jedoch nicht. Denn während der währungsbereinigte Umsatz im dritten Quartal 2022 „nur noch“ um 17 % wuchs, stürzte die Brutto-Marge von 26,2 auf 2,7 % ab. Die hohe Inflation bei Input-Faktoren sowie eine nicht voll ausgelastete Produktion werden als Gründe genannt.
Offensichtlich besitzt der Konzern aus Malmö nur eine geringe Preissetzungsmacht. In meinem Supermarkt stehen neben der Oatly-Hafermilch noch unzählige andere Alternativen zu klassischer Milch. Diese kommen entweder von mächtigen Konzernen mit tiefen Taschen wie Nestlé oder sind Eigenmarken der Handelsketten und entsprechend viel günstiger. Während Oatly eine Art First-Mover-Vorteil hatte, fällt es dem Konzern immer schwerer, hohe Brutto-Margen mit seinen Produkten zu erzielen – von Gewinnen ganz zu schweigen.
2020 | 2021 | Erste neun Monate 2022 | |
Umsatzwachstum | 107 % | 53 % | 15 % |
Bruttomarge | 31 % | 24 % | 9 % |
Gewinn (Mio. US-Dollar) | -60 | -212 | -267 |
Obwohl ich an ein Wachstum des Gesamtmarktes für Milchersatzprodukte glaube, ist die Oatly-Aktie also trotz des stark gesunkenen Kurses nichts für mich. Ganz ähnlich sehe ich es übrigens bei Beyond Meat (NASDAQ:BYND), Tattooed Chef und Co.
Der Artikel 2 beliebte Aktien, von denen ich mich auch im Jahr 2023 fernhalten werde ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.
Hendrik Vanheiden besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Beyond Meat.
Motley Fool Deutschland 2023