Investing.com - Auch am Mittwoch hatten den Dax die weltweiten Konjunktursorgen fest im Griff. Gleichzeitig wächst die Furcht vor einem ungeregelten Brexit, nachdem Königin Elizabeth II. gestern eine vorübergehende Parlamentsschließung genehmigt hatte. Für Donnerstag taxieren Banken & Brokerhäuser den Dax auf 11.668 Punkte und damit leicht im Minus. Der deutsche Leitindex ging gestern mit einem Verlust von 0,25 Prozent auf 11.701 Punkten aus dem Handel.
Vor allem Konjunktursorgen machen den Anlegern zu schaffen. So hatte das statistische Bundesamt jüngst bekanntgegeben, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal um 0,1 Prozent geschrumpft ist. Das DIW-Institut rechnet damit, dass Deutschland im laufenden dritten Quartal in eine Rezession rutschen wird. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte um 0,2 Prozent fallen, sagte Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch voraus. "Die Industrie steckt in der Krise und zieht langsam aber sicher auch die Dienstleister mit hinein", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen.
Zur allgemeinen Verunsicherung am Markt trug auch die Entscheidung des britischen Premierministers Boris Johnson bei, das Parlament mehr als einen Monat vor dem Brexit zu beurlauben. Zwischen Mitte September und Mitte Oktober werden damit Parlamentssitzungen ausgesetzt. Königin Elizabeth II. Hatte gestern eine vorübergehende Parlamentsschließung genehmigt. Damit droht Großbritannien am 31. Oktober ohne Deal aus der EU zu crashen.
Unterdessen haben sich in Italien die Fünf-Sterne-Bewegung und die PD-Partei auf eine neue Regierung geeinigt. Premierminister soll Giuseppe Conte bleiben. Weitere Details will Conte mit dem italienischen Präsidenten Mattarella heute besprechen.
Weiterhin im Fokus bleibt die US-Zinskurve, wo sich gestern der Spread zwischen Zweijahresrendite und Zehnjahresrendite in der Spitze um mehr als 10 Basispunkte invertiert hatte. Zum Ende des Handelstages zog sich die Renditedifferenz allerdings wieder etwas zusammen und betrug zuletzt gut 3 Basispunkte. Grund für die leichte Gegenbewegung am Anleihemarkt war die Ankündigung Mnuchins, wonach 50-jährige und 100-jährige Staatsanleihen eingeführt werden sollen, um die Staatsschulden zu finanzieren.
Nichtsdestotrotz bleibt die viel beachtete Zinskurve invertiert und deutet damit auf eine heraufziehende Rezession in den USA hin.
Mit dem Ende der Sommerpause rücken auch wieder die Zentralbanken verstärkt in den Fokus - allen voran die EZB, die im September den Einlagensatz senken dürfte und eventuell eine Neuauflage der QE bekanntgeben dürfte. Wenn es jedoch nach EZB-Ratsmitglieds Ewald Nowotny geht, so sollte die Zentralbank ihr Handeln nicht von den marktbasierten Erwartungen bestimmen lassen. "Ich bin der Auffassung, dass Notenbanken die entscheidende Institution sein sollen, die von daher auch manchmal Märkte enttäuschen müssen", sagte Österreichs Notenbank-Gouverneur in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der "Wiener Zeitung".
Durch die charttechnische Brille betrachtet befindet sich der Dax noch immer in einer Seitwärtsphase. Erst ein Durchstoß unter die 200-Tage-Linie bei 11.659 Punkte würde die Tür für weitere Verluste aufmachen. Den Schlüsselwiderstand bildet dagegen die Oberkante der Range bei 11.870.
- Reuters hat zu diesem Artikel beigetragen.