Investing.com - Nach dem Kurssturz der vergangenen Handelstage hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag zur Erholung angesetzt.
Der Dax stieg um 1,44 Prozent auf 11.963 Zähler und markierte damit den höchsten Stand seit Ende Mai. Die Unterseite geschützt hat die 200-Tage-Linie bei 11.616 Punkten. Auch der MDax, der mittelgroße deutsche Unternehmen umfasst, legte um 0,55 Prozent zu. Für den SDax ging es um knapp 1 Prozent hoch, während der TecDax um 0,06 Prozent nachgab.
Auch die US-Indexschwergewichte wie der Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq legten vor der US-Börseneröffnung leicht zu.
Die Stimmung hatte sich aufgehellt, nachdem das chinesische Handelsministerium am Dienstagmorgen überraschend versöhnliche Töne im Handelskonflikt mit den USA angeschlagen hat. Zugleich hoffen die Anleger auf eine weltweite Zinssenkungen durch die Zentralbanken - den Auftakt machte in der Nacht von Montag auf Dienstag die australische Notenbank, die ihren Leitzins auf ein neues Rekordtief senkte.
China hofft, dass man sich mit den Amerikanern in Sachen Handelskrieg "auf halbem Weg" treffen werde. "Die Differenzen zwischen China und den USA sollten durch Dialog und Verhandlungen gelöst werden", sagte das chinesische Handelsministerium.
Zuvor hatte die Führung in Peking eine Reisewarnung in die USA ausgesprochen. Chinesische Bürger und Firmen sollten sich vor Schikanen durch US-Behörden in Acht nehmen, erklärte das Außenministerium. Erst am Montag hatte Peking Studenten und Wissenschaftler vor Risiken eines USA-Aufenthalts gewarnt und dies unter anderem mit Problemen bei der Visavergabe begründet.
Der Handelskonflikt hatte sich in den vergangenen Wochen immer weiter zugespitzt. Die USA werfen China vor, sich nicht an frühere Zusagen gehalten zu haben. Peking seinerseits weist die Schuld von sich. Am Sonntag hatte der Staatsrat ein so genanntes "White Paper" vorgelegt. Darin signalisierte China zwar Gesprächsbereitschaft, aber betonte zugleich, dass man keine Angst davor habe, einen Handelskrieg zu führen, falls nötig.
Der nächste wichtige Termin im Handelsstreit ist der Gipfel in Japan Ende Juni, wo US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Kollege Xi Jinping direkte Gespräche über den Handelsstreit führen könnten.
Für Unterstützung am Aktienmarkt sorgte aber auch die immer höhere Wahrscheinlichkeit dafür, dass die US-Notenbank Fed ihre Zinsen in diesem Jahr senken könnte. Aufgrund der hohen Unsicherheit rund um den Handel und den schwachen Konjunkturdaten preisen die Fed-Funds-Futures für die Sitzung im Juli eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 Prozent für eine Zinssenkung ein.
Die Spekulationen bestätigen könnte US-Notenbankchef Jerome Powell, der heute Nachmittag eine Rede hält. Sollte er nicht liefern, drohen die heutigen Gewinne rasch wieder zu bröckeln.
Die höhere Risikobereitschaft an den internationalen Finanzmärkten spiegelt sich in einem schwächeren japanischen Yen und Schweizer Franken wieder sowie steigenden US-Renditen. Das zehnjährige US-Zinspapier erholte sich vom tiefsten Stand seit September 2017 um knapp 2 Prozent auf 2,119 Prozent.
- Mit Material von Reuters