PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach zwei freundlich verlaufenen Handelstagen haben die Börsen Europas am Mittwoch mit Ausnahme der britischen geschwächelt. Kurstreibende Impulse fehlten. Im Handelskrieg zwischen den USA und China gibt es weiterhin keine Neuigkeiten. Neues über die Regierungskrise in Italien wird zudem erst am Abend erwartet. Dann will der Staatspräsident entscheiden, ob eine neue Regierung aus der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und den Sozialdemokraten (PD) möglich ist oder es Neuwahlen gibt.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) sank am Vormittag um 0,60 Prozent auf 3350,30 Punkte, nachdem er sich in den vergangenen zwei Handelstagen wieder etwas von seinen jüngsten Verluste erholt hatte. In Paris verlor der Cac-40-Index (CAC 40) 0,67 Prozent auf 5351,09 Punkte. In London drehte der FTSE 100 (GB0001383545) zuletzt ins Plus und legte um 0,30 Prozent auf 7110,57 Zähler zu. Das britische Pfund gab spürbar nach.
Wie BBC berichtet, will der britische Premierminister Boris Johnson vor dem Ende Oktober geplanten EU-Austritt eine Parlamentspause erzwingen. Mit einem solchen Schritt würde Johnson angekündigten Plänen der Oppositionsparteien zuvorkommen, die einen Gesetzesvorschlag angekündigt hatten, um einen Brexit ohne Austrittsabkommen zu verhindern.
Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets UK verwies zudem auf Rezessionssorgen angesichts der Zinsentwicklung am US-Anleihemarkt. Dort waren am Vorabend nicht nur die Zinsen der richtungsweisenden zehnjährigen Staatsanleihen wieder unter die der kurzlaufenden gefallen. Signifikanter ist, dass die Zinsen 30-jähriger Bonds unter den Leitzins der Fed fielen, "was es bisher noch nie gab".
Auf Unternehmensseite stachen vor allem die Aktien von Thomas Cook (3:TCG) in London negativ hervor. Sie büßten etwas mehr als 15 Prozent ein. Der chinesische Großaktionär, der den Reisekonzern übernehmen will, schießt weiteres Geld zu sowie auch Banken und andere Gläubiger. Zugleich wollen diese die bestehenden Schulden des Unternehmens als Teil der Rettungsmaßnahme in Aktien wandeln, was zu einem starken Verwässerungseffekt für bisherige Anteilseigner führen wird.
Die Anteile des Ölkonzerns BP (3:BP) dagegen legten um 2 Prozent zu. Steigende Ölpreise gaben Auftrieb. Zudem veräußert BP sein gesamtes Geschäft im US-Bundesstaat Alaska für 5,6 Milliarden Dollar an den dortigen Wettbewerber Hilcorp.
Im EuroStoxx verloren AB Inbev (DE:ABI) 1,4 Prozent. Die britische Investmentbank Barclays (LON:BARC) stufte die Aktie des weltgrößten Brauereikonzerns auf "Underweight" und senkte zugleich das Kursziel. Der gute Lauf der Aktie in den vergangenen Monaten dürfte zu Ende gehen, hieß es in einer Studie vom Dienstagabend. In einigen Kernmärkten werde es künftig operativ nicht mehr so rund laufen wie bisher.