FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Sorgen vor einem womöglich bevorstehenden Kollaps des griechischen Finanzsystems dürften am Donnerstag schwer auf dem deutschen Aktienmarkt lasten. Nach einer Serie von Dax-Rekorden seit dem Wochenstart und einem Anstieg um 11 Prozent seit Jahresbeginn wird der deutsche Leitindex schwach erwartet.
Der X-Dax stand knapp eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsauftakt bei 10 817 Punkten und damit um 0,86 Prozent unter dem Dax-Vortagesschluss. Der Indikator zeigt den außerbörslichen Dax-Stand an. Der Future auf den Eurostoxx-50-Index (DJ Euro Stoxx 50) büßte 1,17 Prozent ein.
Die Europäische Zentralbank (EZB) zweifelt an Griechenlands Reformwillen und will dessen Staatspapiere nicht länger als Sicherheiten akzeptieren. Damit sorgte sie bereits am Vorabend für Erschütterungen an den Kapitalmärkten. In den USA rutschte der Leitindex Dow Jones (Dow 30) in der letzten halben Handelstunde etwa hundert Punkte ab und verlor seine Tagesgewinne damit fast vollständig.
"Dass die EZB schon unmittelbar nach Besuch von Finanzminister Giannis Varoufakis aktiv wurde, hat starke Signalwirkung", kommentierten die Devisenexperten der Commerzbank. "So, wie Griechenlands Regierung es vorhat, läuft es mit der EZB nicht."
EZB-VERSPRECHEN IST 'KEIN UNENDLICHES ENTGEGENKOMMEN'
Das Versprechen von EZB-Chef Mario Draghi, alles für einen Zusammenhalt der Eurozone zu unternehmen, dürfe nicht mit einem "unendlichen" Entgegenkommen gleichgesetzt werden. Es könnte vielmehr auch den Rausschmiss Griechenlands aus dem Euroraum beinhalten, um weitergehenden Schaden zu vermeiden, schrieben die Commerzbank-Experten und sehen darin "kein schlechtes Signal für Europas Währung".
Die Gemeinschaftswährung rauschte unterdessen weiter in die Tiefe und stand im asiatischen Handel zeitweise nur noch knapp über 1,13 US-Dollar. Zuletzt erholte sich der Euro wieder etwas und notierte bei 1,1353 Dollar.
Vor dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag steht konjunkturell wenig auf dem Plan. Im EZB-Monatsbericht könnte sich allerdings laut Analyst Dirk Gojny von der National-Bank "durchaus etwas zu der konkreten Ausgestaltung des Programms zum Kauf von Staatsanleihen finden lassen".
MUNICH RE UND DAIMLER MIT QUARTALSZAHLEN
Quartalszahlen legten an diesem Morgen der weltgrößte Rückversicherer Munich Re (ETR:MUV2) und der Autobauer Daimler (XETRA:DAIGn) vor. Unter den kleineren Werten dürfte der IT-Dienstleister Cancom (XETRA:COKG) mit seinem Geschäftsbericht Aufmerksamkeit erregen.
Die Munich Re verteilt trotz eines Gewinnrückgangs und trüberer Geschäftsaussichten mehr Geld an ihre Aktionäre. Die Dividende soll von 7,25 auf 7,75 Euro steigen. Dagegen ging der Überschuss 2014 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück, doch dank vergleichsweise geringer Katastrophenschäden und gestiegener Kapitalerträge übertraf das Ergebnis damit immer noch die Ziele des Vorstands.
Daimler lieferte 2014 ein überzeugendes Comeback und Vorstandschef Dieter Zetsche setzte dem Autobauer für die Zukunft hohe Ziele. 2015 will der Konzern Verkaufszahlen, Umsatz und den Gewinn aus dem Kerngeschäft erneut "deutlich" steigern und plant langfristig noch mehr: In den nächsten Jahren wolle man "bei der Ertragskraft ein Niveau erreichen, das es in diesem Unternehmen bisher nicht gab", wie Zetsche sagte.
TELEKOM WEGEN EE-ANTEILSVERKAUF IM FOKUS
Die Deutsche Telekom (XETRA:DTEGn) dürfte wegen des erfolgreichen Verkaufs ihres Anteils an Everything Everywhere (EE) an die britische BT Group
Bei Cancom sind laut einem Händler sowohl die Erlöse, als auch der operative Gewinn stärker gestiegen als erwartet. Er schließt dennoch nicht aus, das Anleger Gewinne mitnehmen könnten, da die Margen des TecDax-Unternehmens enttäuscht hätten. Vorbörslich stieg der Kurs bei Lang & Schwarz jedoch erst einmal um 2,7 Prozent.