FRANKFURT (dpa-AFX) - Wieder zunehmend verunsicherte Anleger haben sich vor dem Wochenende aus dem deutschen Aktienmarkt zurückgezogen. Der Dax (DAX) sackte am Freitagnachmittag in die Verlustzone, die psychologisch wichtige Marke von 11 000 Punkten fiel. Ein wegen des weiter ungeklärten Handelsstreits schwach erwarteter Börsenstart in den USA drückte auf die Stimmung. Zudem belasteten ein paar Unternehmensnachrichten. Auch der Dax-Neuling Wirecard rückte wieder in den Fokus.
Bis zum Nachmittag büßte der deutsche Leitindex 0,58 Prozent auf 10 958,15 Punkte ein und weitete damit sein fast dreiprozentiges Minus vom Vortag aus. Für die erste Handelswoche im Februar ergibt sich damit aktuell ein Verlust von 2 Prozent. Der MDax (MDAX) sank am Freitag um 0,83 Prozent auf 23 293,80 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor 0,33 Prozent.
Laut den Analysten Michael Hewson von CMC Markets und James Hughes von Axitrader verunsichert vor allem, dass sich US-Präsident Donald Trump nicht vor dem am 1. März auslaufenden Ultimatum im Handelsstreit mit Chinas Staatschef Xi Jinping treffen will.
Ungewöhnlich große Kursausschläge gab es zum Wochenschluss im Kleinwertindex SDax (SDAX): Um etwas mehr als ein Viertel brachen dort die Papiere von Leoni (4:LEOGn) ein. Nach einem überraschend schwachen Jahresgewinn will der Autozulieferer und Kabelspezialist die Dividende streichen. Zudem wird nicht mehr mit dem Erreichen der bisherigen Mittelfristziele für 2020 gerechnet.
An der SDax-Spitze sorgte zugleich Ceconomy (4:CECG) für Euphorie, denn der Aktienwert des Elektronikhändlers legte um ein Fünftel zu. Analysten lobten die Entwicklung im ersten Geschäftsquartal. Die Zahlen seien "besser als befürchtet", hieß es unisono. Analyst Volker Bosse von der Baader Bank hob nach drei Quartalen in Folge mit Umsatzrückgängen vor allem das flächenbereinigte Wachstum hervor.
Unter den Einzelwerten im Dax zogen erneut die Aktien von Wirecard (4:WDIG) Aufmerksamkeit auf sich. Am frühen Nachmittag brachen sie erneut um rund 10 Prozent ein. Der Zahlungsabwickler hatte zuvor mitgeteilt, er arbeite mit der Polizei in Singapur zusammen, um die Vorwürfe zu angeblichen Unregelmäßigkeiten auszuräumen. Vorwürfe gegen Mitarbeiter des Unternehmens seien nach wie vor unbegründet. Erst am Vortag hatte ein weiterer Bericht der "Financial Times" den Aktienkurs um 15 Prozent abstürzen lassen.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,03 Prozent am Vortag auf minus 0,01 Prozent. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) stieg um 0,19 Prozent auf 142,55 Punkte. Der Bund-Future (DE0009652644) legte zuletzt um 0,07 Prozent auf 166,51 Punkte zu.
Der Kurs des Euro erholte sich von seinen morgendlichen Verlusten. Am frühen Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1347 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,1345 Dollar festgesetzt.