FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag an seine Rally zur Wochenmitte angeknüpft. Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black begründete dies mit positiven Konjunkturdaten aus China: In dem auch für deutsche Firmen wichtigen Land war die Industrieproduktion im Mai stärker in Schwung gekommen als erwartet. Im Griechenland-Streit indes zeichnete sich zunächst weiter keine Lösung ab.
Der Dax (DAX) rückte am Donnerstagmittag um 0,84 Prozent auf 11 360,56 Punkte vor. Für den Index der mittelgroßen Werte MDax (MDAX) ging es um 0,90 Prozent auf 20 241,55 Punkte nach oben und der TecDax (TecDAX) stieg um 1,10 Prozent auf 1678,40 Punkte. Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) als Leitindex der Eurozone gewann 0,79 Prozent.
Hoffnungen auf eine Einigung im nervenzehrenden Schuldenstreit der EU-Geldgeber mit Griechenland hatten den Dax am Mittwoch um 2,40 Prozent nach oben getrieben. Doch nach einem weiteren Krisentreffen in Brüssel türmen sich nun schon wieder neue Probleme auf: Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofes in Athen sind die im Rahmen des Sparprogramms vor drei Jahren verhängten Rentenkürzungen verfassungswidrig und müssen zurückgenommen werden. Nach Schätzungen der griechischen Finanzpresse muss der Staat damit pro Jahr etwa 1,5 Milliarden Euro mehr aufbringen. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) stufte überdies die Kreditbewertung Griechenlands weiter herab.
ANALYST: KOMPROMISS MIT ATHEN WEITER SCHWER DENKBAR
Marktbeobachter zogen ein eher nüchternes Fazit: Laut Analyst Mike van Dulken vom Londoner Handelshaus Accendo Markets ist ein Kompromiss zwischen Athen und den internationalen Geldgebern weiter schwer denkbar.
In den Produktionsdaten aus China sahen Volkswirte indes Hinweise auf eine Stabilisierung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. "Die gesamtwirtschaftliche Lage könnte sich im dritten Quartal verbessern", sagte der China-Experte der Standard-Chartered-Bank, Ding Shuang. Er verwies außerdem darauf, dass einige Frühindikatoren auf eine Stabilisierung der konjunkturellen Lage hindeuteten.
LANXESS PROFITIEREN VON KAUFEMPFEHLUNG
An der Dax-Spitze zogen die Papiere von Lanxess (XETRA:LXSG) um 3,71 Prozent auf 53,16 Euro an. Die Baader Bank hatte die Anteilsscheine des Spezialchemiekonzerns zum Kauf empfohlen. Die Anteilsscheine könnten trotz kurzfristiger Risiken zu einer der interessantesten Anlagegeschichten unter den europäischen Chemiewerten werden, schrieb Analyst Markus Mayer.
Favorit im MDax waren die Aktien von Gerry Weber (ETR:GWI1) mit einem Plus von knapp 5 Prozent. Sie erholten sich damit etwas von ihrem Kurssturz um rund 30 Prozent. Nachdem der Modekonzern seine Jahresprognose erneut kassiert hatte, waren Anleger am Mittwoch scharenweise aus den Papieren des Unternehmens geflüchtet.
VERSÖHNLICHER BÖRSENGANG VON SILTRONIC
Der Börsengang der Wacker-Chemie-Tochter Siltronic (ETR:WAF) ist am Donnerstagmittag doch noch versöhnlich verlaufen. Nachdem das Interesse von Investoren zunächst schwach schien, startete die Aktie zu Handelsbeginn 5 Prozent über dem Ausgabepreis von 30 Euro. Der erste Aktienkurs auf dem Handelssystem Xetra und an der Frankfurter Wertpapierbörse lag bei 31,50 Euro. Zuletzt standen die Anteilsscheine auf Xetra noch etwas höher bei 32,20 Euro.
Der Spezialchemiekonzern Wacker Chemie (XETRA:WCHG) hatte seine Halbleiter-Tochter mit Zugeständnissen unter die Anlegern gebracht. Die anvisierte Preisspanne hatte bei 30 bis 38 Euro gelegen. Wacker-Chemie-Papiere legten zuletzt um 0,29 Prozent zu.