(neu: Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein Zeitungsbericht über einen möglichen Milliardenverlust bei Eon (ETR:EOAN) hat die jüngste Erholung bei den Aktien der deutschen Versorger ausgebremst. Die Eon-Papiere büßten zum Handelsschluss am Dienstag als zweitschwächster Wert im Dax (DAX) 3,02 Prozent auf 9,174 Euro ein. Im Sog von Eon ging es für die Anteilsscheine des Wettbewerbers RWE (XETRA:RWEG) sogar um 3,81 Prozent auf 12,375 Euro nach unten, womit sie Dax-Schlusslicht waren. Der deutsche Leitindex rückte um 0,16 Prozent vor.
Auffällig war, dass sich die Aktien der deutschen Versorger von dem europaweiten Branchentrend abkoppelten. So legte der entsprechende Versorger-Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 (DJX:SX6P) um ein gutes halbes Prozent zu und zählte damit zu den besten Branchen. Für gute Laune sorgten erfreuliche Halbjahreszahlen des britischen Unternehmens National Grid (L:NG)
BERICHT IM 'HANDELSBLATT'
Hierzulande aber führte ein Bericht im "Handelsblatt" den Anlegern einmal mehr vor Augen, wie sehr die hiesigen Versorger unter den Folgen der Energiewende leiden. Wie die Zeitung unter Berufung auf Konzernkreise berichtet hatte, soll für die ersten neun Monate ein Nettoverlust von mehr als 5 Milliarden Euro angefallen sein. Der Fehlbetrag wurde mit Wertberichtigungen in einer Höhe von mehr als 8 Milliarden Euro vor allem auf Atom- und Kohlekraftwerke begründet.
Ein Eon-Sprecher wollte dazu am Dienstag nichts sagen. Eon will am Mittwoch seine Quartalszahlen vorlegen.
HÄNDLER: 'KEINE ÜBERRASCHUNG'
Einem Händler zufolge überrascht der Bericht aber nicht sonderlich. Analysten rechneten bereits mit Abschreibungen von 6 bis 8 Milliarden Euro. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass Eon bei der Berechnung der Dividende eine Gewinngröße heranziehe, bei der die Abschreibungen nicht berücksichtigt würden.
Gleichwohl habe der Artikel den Aktien der Versorger einen Stimmungsdämpfer versetzt, meinte der Händler. Die Papiere hatten sich zuletzt ein Stück weit von ihrer Talfahrt erholt, die sie Ende September auf die tiefsten Stände seit mindestens Mitte der Neunziger Jahre gedrückt hatte. Seitdem beläuft sich das Kursplus der Anteilsscheine auf jeweils rund ein Drittel.
Ein Hoffnungsschimmer bleibt für die Versorger: Das Bundesverfassungsgericht will die Rechtmäßigkeit des deutschen Atomausstiegs Anfang nächsten Jahres in einer mündlichen Verhandlung prüfen. Die drei Energiekonzerne Eon, RWE und Vattenfall machen geltend, dass das nach dem Reaktorunfall von Fukushima 2011 erlassene Atomausstiegsgesetz einer Enteignung gleichkomme. Dem Grundgesetz zufolge stehe ihnen in diesem Falle eine Entschädigung zu.