San Francisco/Frankfurt (Reuters) - Bayer (DE:BAYGN) hat in einem wegweisenden US-Prozess um das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat erneut eine herbe Niederlage erlitten.
Der Leverkusener Pharma- und Agrarchemie-Konzern wurde am Mittwoch zu Schadenersatz in Höhe von 80 Millionen Dollar verurteilt. Die Geschworenen in San Francisco befanden, dass Bayer für für die Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman haften müsse. Bayer kündigte an, Rechtsmittel einzulegen. Das Urteil in diesem Verfahren habe keinen Einfluss auf künftige Fälle. Jedes zukünftige Verfahren sei gesondert zu betrachten auf der Basis der jeweiligen Umstände und rechtlichen Bedingungen. In den USA sieht sich der Konzern mit mehr als 11.200 Klägern wegen Glyphosat konfrontiert. Die Jury war in einer ersten Phase des Prozesses in der vergangenen Woche einstimmig zu der Überzeugung gelangt, dass das glyphosathaltige Mittel Roundup der Bayer-Tochter Monsanto (NYSE:MON) einen "erheblichen Faktor" bei der Entstehung der Krebserkrankung des Klägers Edwin Hardeman ausgemacht habe. Anschließend ging der Prozess vor den gleichen Geschworenen in eine zweite Phase, in der es um die Frage der Verantwortlichkeit des Konzerns und um eventuelle Schadenersatzansprüche ging.
Hardeman zeigte sich von dem Urteil "überwältigt". Er könne es noch gar nicht richtig begreifen. Bayer erklärte, es sei von dem Urteil der Jury enttäuscht. "Wir haben großes Mitgefühl mit Herrn Hardeman und seiner Familie. Bayer steht hinter diesen Produkten und wird sie entschieden verteidigen."
Bayer hatte den Glyphosat-Entwickler Monsanto im vergangenen Sommer für 63 Milliarden Dollar übernommen. Der Konzern bestreitet die Vorwürfe gegen Glyphosat und verweist darauf, dass Zulassungsbehörden weltweit den Unkrautvernichter bei sachgemäßer Anwendung als sicher bewerteten.
Der Fall des Kaliforniers Hardeman gilt als sogenannter "Bellwether Trial" - einer von mehreren repräsentativen Fällen, die bei Produkthaftungsklagen in den USA genutzt werden, um etwa die Schadensspanne und Möglichkeiten für einen Vergleich zu bestimmen. Er könnte die Richtung für mehr als 760 weitere bei dem Gericht in San Francisco anhängige Verfahren vorgeben. Insgesamt sind für dieses Jahr derzeit sieben Verfahren zur Verhandlung angesetzt. Im vergangenen August hatte ein kalifornisches Geschworenengericht den Konzern zur Zahlung von 289 Millionen Dollar Schadenersatz an einen an Krebs erkrankten Mann verurteilt. Später wurde die Summe zwar auf 78 Millionen Dollar reduziert, doch Glyphosat wurde immer noch für die Krebserkrankung des Mannes verantwortlich gemacht. Bayer hat dagegen Berufung eingelegt.