Die vergangenen zwölf Monate liefen überraschend gut für das deutsche Traditionsunternehmen Villeroy & Boch (DE:VIBG_p) (WKN: 765723). Die Aktie gewann mehr als 85 % und steht heute bei 21,30 Euro (Stand: 9. August 2021). Auch operativ lief es gut. In den letzten zwölf Monaten bis zum 30. Juni 2021 erwirtschaftete der Keramikwaren-Produzent mehr als 900 Mio. Euro Umsatz und einen Gewinn von mehr als 60 Mio. Euro. Die Gewinnmarge lag bis dato bei 6,6 %. Das sind ausgezeichnete Werte, wenn wir die gesamte Geschichte des Unternehmens betrachten.
Und das trotz Corona: Das Unternehmen musste zunächst 400 Shops in 21 Ländern vorübergehend schließen. Bis zu elf Produktionswerke mit 3.500 Arbeitern standen zwischenzeitlich still.
Das Management reagierte aber goldrichtig Im Krisenmodus beschloss es ein striktes Sparpaket. Marketingetats strich CEO Frank Göring radikal zusammen. Mit Erfolg: Zwischen Januar und Juni 2020 musste das Unternehmen noch ein deutliches Minus auf operativer Ebene verbuchen. In der zweiten Jahreshälfte startete es aber eine fulminante Aufholjagd.
Auf das Management eines Unternehmens schaue ich stets sehr genau. Denn in der Führungsetage entscheidet sich, wie das vorhandene Kapital eingesetzt wird. Hier werden die Weichen für die zukünftigen Gewinne der Anleger gestellt.
Insgesamt halte ich sehr viel vom Management im Hause Villeroy & Boch. Göring sowie CFO Markus Warncke haben sehr viel Erfahrung. Im Durchschnitt arbeitet jedes Vorstandsmitglied bereits seit 6,6 Jahren für das Unternehmen.
Villeroy & Boch bietet eine interessante Produktpalette Seit Monaten profitiert Villeroy & Boch vom Trend zur Renovierung und Neuausstattung von Haus und Wohnung. Die Menschen igeln sich in der Krise zu Hause ein. Wer in Corona-Zeiten schon zum sozialen und beruflichen Rückzug verdammt ist, möchte sich zu Hause zumindest wohlfühlen.
Das Produktportfolio geht inzwischen weit über leicht zu reinigende WC-Schüsseln und hochwertiges Geschirr hinaus. Mit Geschenken und Wohnaccessoires trifft Villeroy & Boch auch den Geschmack jüngerer Zielgruppen. Zahlreiche Design- und Innovationspreise zeugen von der stetigen Weiterentwicklung der Premiummarke.
Für das Gesamtjahr 2021 rechnet Villeroy & Boch nun mit einem Umsatzplus von 10 %. Beim operativen Ergebnis peilt das Management einen Anstieg von rund 50 Mio. Euro an.
Villeroy & Boch hat eine gute finanzielle Basis Das Umlaufvermögen übersteigt die kurzfristigen Verbindlichkeiten deutlich. Der operative Cashflow ist weitaus höher als das zinstragende Fremdkapital. Und das EBIT ist fast 20-mal so hoch wie die Zinslast.
Villeroy & Boch zahlt eine solide Dividende Die Dividendenrendite auf den aktuellen Kurs liegt bei 2,6 %. Das ist in Ordnung, aber kein Top-Wert. Die top 25-Prozent der deutschen Dividendenzahler kommen auf eine Dividendenrendite von durchschnittlich 3,2 %.
Villeroy & Boch schüttet rund 64 % der Gewinne aus. Den Rest legt das Management als Rücklage für zukünftige Investitionen zurück. Größere Projekte laufen aktuell im Bereich der Digitalisierung von Geschäftsprozessen.
Und dieses Geld scheint gut investiert zu sein. Schon im vergangenen Jahr hat insbesondere das starke Wachstum im Onlinehandel das Geschäft über Wasser gehalten. Soziale Netzwerke wie die Bilderplattform Pinterest (NYSE:PINS) dienen als Schaufenster. Zudem können Nutzer in virtuellen Bilderwelten ihre Wohnungseinrichtung planen.
Die Aktie hat noch Luft nach oben Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt zwar bereits bei 24,9 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 2,3, dennoch kann die Aktie noch um einiges steigen. Ich schätze, dass Villeroy & Boch bis zum Jahr 2031 Cashflows von insgesamt 890 Mio. Euro erwirtschaftet.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist diese Summe rund 500 Mio. Euro wert. Vor diesem Hintergrund müsste die Aktie heute eigentlich bei rund 31 Euro notieren. Zum aktuellen Kurs von 21,30 Euro sehe ich also eine deutliche Unterbewertung.
Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2021