Investing.com - Nach wie vor sind die Investoren besorgt über den Zustand der Weltwirtschaft, doch zumindest stabilisiert sich deren Pessimismus auf niedrigem Niveau. Ein Rutsch auf neue Stimmungstiefs bleibt somit aus. Das geht aus der monatlichen Umfrage der Bank of America (NYSE:BAC) unter Fondsmanagern hervor.
Den Umfrageergebnissen nach hat sich die Stimmung der institutionellen Anleger in Bezug auf die Wirtschaftsaussichten im nächsten Jahr etwas erholt, und das trotz anhaltend hoher Inflation und weiter steigender Leitzinsen auf der ganzen Welt. Vor allem die Lockerung der rigorosen Corona-Politik Chinas, die in den letzten drei Jahren ein ständiger Begleiter des globalen Wirtschaftsmotors war, habe dazu beigetragen, hieß es in dem Bericht. Mehr als zwei Drittel der Umfrageteilnehmer rechnen mit einer vollständigen Wiedereröffnung Chinas bis Ende 2023.
Die Umfrage ergab, dass 69 % der Befragten ein schwächeres globales Wachstum im nächsten Jahr erwarten. Gegenüber den 73 % vom November stellte dies eine leichte Verbesserung dar und spiegelt das wider, was die Strategen um Michael Hartnett als "stabilen Pessimismus" unter den Anlegern bezeichneten.
Auch die Sorge vor einer tiefen Rezession hat im letzten Monat nachgelassen: 68 % der Investoren gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft im nächsten Jahr in eine Rezession abrutschen wird. 77 % waren es im November.
"Die nachlassenden Rezessionserwartungen waren wahrscheinlich auf die günstigeren Wachstumsaussichten in China zurückzuführen", hieß es in dem BofA-Bericht. So stieg die Zahl der Experten, die für 2023 eine Erholung der chinesischen Wirtschaft erwarten, in der Dezember-Umfrage unter Fondsmanagern von 13 % im Vormonat auf nunmehr drei Viertel der Befragten.
Per Saldo bleiben die Fondsmanager zwar weiterhin pessimistisch gegenüber Aktien, doch die Umfrage der Bank of America liefert gleichzeitig auch erste Lichtblicke.
Besonders bemerkenswert ist, dass ein Rekordanteil von 90 % der Fondsmanager glaubt, dass die globale Inflation im nächsten Jahr zurückgehen wird. Der Konsens sieht einen Rückgang des US-Verbraucherpreisindex (CPI) auf 4,2 % in den nächsten 12 Monaten. Aktuell liegt die Jahresteuerung in den Vereinigten Staaten von Amerika bei 7,1 %, nach einem Höchststand von 9,1 % im Juni.
Die Erwartungshaltung hinsichtlich einer niedrigeren Teuerung stützte die Erwartung geringerer Kurzfristzinsen. Mit 42 % erwarten so viele Anleger wie seit März 2020 nicht mehr einen Rückgang der kurzfristigen Renditen.
Die Fed-Funds-Rate dürfte den Fondsmanagern nach irgendwann im zweiten Quartal 2023 bei 5 % ihren Höhepunkt erreichen. Die US-Notenbank selbst hat das Zinshoch im nächsten Jahr bei rund 5,1 % angesiedelt.
Der Cash-Bestand der Investoren, der in Zeiten hoher Marktvolatilität und wirtschaftlicher Unsicherheit in der Regel erhöht ist, ging von 6,2 % in der vorherigen Umfrage auf 5,9 % zurück.
Skeptisch bleiben die Fondsmanager mit Blick auf die Unternehmensgewinne: 91 % erwarten für 2023 eine Verschlechterung des Gewinnwachstums.
Laut der BofA-Umfrage gelten eine hartnäckig hohe Inflation und eine tiefe globale Rezession als die größten Risiken für 2023. Zu den weiteren Sorgen zählen aggressivere Zentralbanken und eine Verschlechterung der geopolitischen Lage.
Gegenüber Aktien bleiben die Investoren vor allem im ersten Halbjahr negativ eingestellt, bevor in der zweiten Jahreshälfte eine Stabilisierung der Kurse einsetzen könnte. Der US-Dollar, der in diesem Jahr aufgrund der aggressiven Straffung der Fed-Geldpolitik und der zahlreichen geopolitischen Krisen zu den größten Gewinnern auf dem Devisenmarkt gehörte, dürfte im nächsten Jahr einer der größten Verlierer sein.
von Robert Zach