Frankfurt (Reuters) - Mit Beginn der heißen Phase der Quartalsberichtssaison in Europa haben Börsianer die Flucht nach vorne angetreten.
Der Dax erklomm am Dienstag den höchsten Stand seit zwei Monaten und schloss knapp darunter bei 11.367 Punkten. Das war ein Plus von 1,7 Prozent. Der EuroStoxx50 gewann 1,5 Prozent auf 3211 Zähler. "Die Stimmung an Europas Börsen hat sich heute merklich aufgehellt", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Jedoch werde sich in den kommenden Tagen zeigen müssen, ob der Aufschwung nachhaltig sei. "Die fundamentalen Rahmenbedingungen haben sich nicht geändert."
Rückenwind für Europas Börsen kam von der Wall Street. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte kletterte getragen von positiv aufgenommenen Unternehmensbilanzen um 0,6 Prozent. Mit Spannung warteten Anleger auf eine Rede von US-Präsident Donald Trump zur Lage der Nation (21.00 Uhr Ostküstenzeit; Mittwoch 03.00 Uhr MEZ). Es wurde damit gerechnet, dass er sich unter anderem zum Bau der umstrittenen Mauer an der Grenze zu Mexiko äußert. Die Demokraten lehnen das Milliarden-Projekt ab, weshalb es kürzlich zu einem wochenlangen teilweisen Regierungsstillstand gekommen war. "Die Rede wird am Markt genau beobachtet, weil sie für Trump eine Plattform sein könnte, wegen des Mauerstreits den nationalen Notstand auszurufen", sagte Analyst Craig Erlam vom Online-Broker Oanda.
PANDORA GLÄNZEN AN DER BÖRSE
Zu den Top-Favoriten am Frankfurter Parkett gehörten die Aktien von Merck (DE:MRCG) mit plus 3,1 Prozent. Der Konzern aus Darmstadt vereinbarte mit dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline eine Zusammenarbeit in der Immuntherapie von Krebs und hat Anspruch auf mögliche Zahlungen von insgesamt bis zu 3,7 Milliarden Euro. Aktien von GlaxoSmithKline stiegen in London um knapp drei Prozent.
Die Aussicht auf eine Kooperation mit dem amerikanischen IT-Dienstleister IBM half Bechtle (DE:BC8G) auf die Sprünge. Die im MDax notierten Titel sprangen um 5,8 Prozent nach oben.
Auf der Verliererseite im Nebenwerteindex standen die Aktien von Salzgitter (DE:SZGG) mit minus 8,7 Prozent. Nach Gewinnsteigerungen in den vergangenen Jahren rechnet der Stahlhersteller für 2019 wegen der Konjunktureintrübung mit einem deutlichen Ertragsrückgang. In den Sog gerieten ThyssenKrupp-Titel mit einem Kursabschlag von 0,2 Prozent.
In London waren BP-Aktien gefragt, nachdem der Ölkonzern im vergangenen Jahr seinen Gewinn verdoppelt hatte. Die Papiere kletterten um gut fünf Prozent. Der europäische Index für Ölwerte stieg um 1,7 Prozent. Minenwerte waren angesichts anziehender Eisenerzpreise ebenfalls gesucht.
Punkten konnte auch Pandora (CO:PNDORA). Der ins Straucheln geratene Schmuckhersteller aus Dänemark stellte Kostensenkungen und einen Konzernumbau in Aussicht. Die Aktien legten in Kopenhagen um 17,6 Prozent zu.