von Peter Nurse
Investing.com - Die europäischen Aktienmärkte dürften am Freitag mit deutlichen Kursabschlägen in den Handel starten. Die Furcht vor erheblichen wirtschaftlichen Schäden durch neue Corona-Lockdowns und die in der nächsten Woche stattfindenden US-Präsidentschaftswahlen sorgen für Unsicherheit.
Der DAX-Future fällt um 1,6%, der CAC 40-Future büßt 1,5% ein und der FTSE 100-Future steht 1,2% tiefer.
Die in dieser Woche angekündigten neuen Beschränkungen für soziale Kontakte und wirtschaftliche Aktivitäten zur Bekämpfung einer zweiten Covid-19-Welle in Europa haben die Angst vor einer Double-Dip-Rezession in der Region geschürt.
Die Europäische Zentralbank konstatierte auf ihrer Sitzung am Donnerstag, dass sich die wirtschaftlichen Aussichten deutlich eingetrübt hätten. Präsidentin Christine Lagarde gab deutliche Signale, dass im Dezember eine weitere Lockerung der Geldpolitik ansteht.
"Lagarde überraschte mit mehr Dovishness und Entschlossenheit als erwartet, warf dabei jedoch eine Frage auf: wenn die EZB die Notwendigkeit zum Handeln im Dezember sieht, warum hat sie dann nicht schon heute gehandelt? Die Antwort lautet: hätte das Treffen der EZB nicht einen Tag, sondern eine Woche nach den Lockdown-Ankündigungen in Frankreich und Deutschland stattgefunden, wäre das Ergebnis der Sitzung wahrscheinlich anders ausgefallen", so Carsten Brzeski, Analyst bei ING (AS:INGA), in einer Notiz.
Konjunkturseitig gehen die Blicke der Investoren am Freitag vor allem auf das Bruttoinlandsprodukt der Eurozone für das dritte Quartal im weiteren Verlauf der Sitzung. Volkswirte erwarten eine Erholung gegenüber dem Rückgang des Vorquartals um 11,8%. Die französische Wirtschaft verzeichnete ein Rekordwachstum von 18,2%.
In den USA behält der Demokrat Joe Biden in den Umfragen einen komfortablen Vorsprung vor dem amtierenden Präsidenten Donald Trump, aber es besteht nach wie vor große Unsicherheit über das Ergebnis, einschließlich der Frage, ob das Ergebnis ohne Anfechtung akzeptiert wird.
Unternehmensseitig ist der Nettogewinn der spanischen Bank BBVA (MC:BBVA) im dritten Quartal weit weniger als erwartet zurückgegangen. Damit setzt sich der jüngste Trend fort, dass die europäischen Banken die - zugegebenermaßen niedrigen - Erwartungen übertreffen.
Der Technologiesektor rückt ebenfalls ins Rampenlicht, nachdem die Mega-Tech-Unternehmen Facebook (NASDAQ:FB), Amazon (NASDAQ:AMZN), Apple (NASDAQ:AAPL) und Alphabet (NASDAQ:GOOGL) am Donnerstag nach US-Börsenschluss ihre Ergebnisse für das abgelaufene Quartal veröffentlicht hatten. Obwohl sie alle die Konsensprognosen übertrafen, sorgten der Mangel an optimistischen Prognosen und der starke Anstieg der Input-Kosten bei Firmen wie Facebook und Amazon für einen düsteren Handel nach Handelsende.
Die Ölpreise orientierten sich am Freitag erneut gen Süden und steuern damit auf ihren zweiten Monatsverlust in Folge zu. Grund dafür ist die Besorgnis der Händler über die Auswirkungen, die der Anstieg der Coronavirus-Fälle und die Lockdowns auf die weltweite Nachfrage hat.
Das Hauptaugenmerk richtet sich auf die Organisation Erdöl exportierender Länder und ihre Verbündeten, darunter Russland, eine Gruppe, die als OPEC+ bekannt ist. Der Druck auf diese Produzenten wächst, die derzeitigen Angebotskürzungen bei ihrem nächsten Treffen Ende November aufrechtzuerhalten.
Der Preis für die US-Sorte WTI stand um 1% tiefer bei 35,81 Dollar pro Barrel, während die Nordseesorte Brent um 1,1% auf 37,84 Dollar fiel.
Der Gold-Future stieg um 0,1% auf 1.868,85 Dollar je Feinunze, während der EUR/USD unverändert bei 1,1673 lag.