Investing.com - US-Präsident Donald Trump hat am Mittwochabend die vom US-Kongress beschlossenen Gesetze zur Unterstützung der Pro-Demokratiebewegung in Hongkong unterzeichnet und damit einem möglichen Teilhandelsdeal zwischen den USA und China neue Steine in den Weg gelegt. Das chinesische Außenministerium warnte daraufhin umgehend vor nicht näher definierten "harten Gegenmaßnahmen" und rief den US-Botschafter in Peking ein.
Auf die schwindende Hoffnung auf eine baldige Handelsvereinbarung reagierte der DAX vorbörslich mit leichten Kursabschlägen.
"Ich denke, es könnte leicht noch viel schlimmer werden", sagte Kay Van-Petersen, ein globaler Makrostratege bei Saxo Capital Markets in Singapur, wie Reuters berichtet. "Ausgehend von dem, was in den nächsten 24-48 Stunden passiert, könnten wir eine größere Chance auf eine Abwärtsbewegung sehen."
Der Dax-Future wird gut eine Stunde vor Handelsbeginn in Frankfurt mit minus 0,20 Prozent auf 13.254 taxiert. Am Mittwoch schloss der Dax 0,38 Prozent höher auf 13.287.
Für den Euro Stoxx 50-Future geht es um 0,35 Prozent nach unten. Der französische CAC 40-Future wird 0,22 Prozent tiefer gehandelt, der spanische IBEX 35-Future verliert 0,20 Prozent.
Die USA und China arbeiten derzeit an einer Phase eins- Handelsvereinbarung, um den sechszehnmonatigen Handelskrieg zu beenden. Am 15. Dezember sollen Stand heute weitere China-Zölle erlassen werden, falls die beiden Supermächte bis dahin keine Lösung finden. Zwar verkompliziert Trumps Unterzeichnung die Verhandlungen im Handelsstreit, die Danske Bank (CSE:DANSKE) rechnet aber weiterhin mit einem Teilhandelsdeal vor dem 15. Dezember.
"Dies verschärft zwar das Verhandlungsklima für ein mögliches Handelsabkommen, aber wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die beiden Seiten in der Lage sein werden, das Hongkong-Problem voneinander getrennt zu behandeln und vor dem 15. Dezember eine Vereinbarung der Phase 1 zu erreichen", schreibt Kristoffer Kjær Lomholt, Senior Analyst bei der Danske Bank.
Die Wall Street erreichte gestern neue Rekordhochs, angetrieben von der Hoffnung auf einen Handelsdeal und guten US-Konjunkturdaten. Sowohl der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter als auch die zweite Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal fielen besser aus als erwartet.
Der Dow Jones Industrial Average stieg 0,15 Prozent, der marktbreitere S&P 500 legte 0,42 Prozent zu. Der Nasdaq gewann 0,66 Prozent. Angesichts von Thanksgiving bleiben die US-Aktien und Anleihemärkte am Donnerstag geschlossen. Die Futures (Dow, S&P und Nasdaq) laufen bis Abend weiter.
Im europäischen Wirtschaftskalender stehen heute die Geldmenge M3, einige Stimmungsindikatoren sowie die deutschen Inflationsdaten.
"Die Prognosen sagen einen leichten Anstieg auf 1,3 Prozent voraus. Somit spricht weiterhin nichts für eine inflationäre Tendenz. Damit hat die EZB weiterhin geldpolitischen Spielraum", sagte Martin Utschneider, Technischer Analyst bei der Münchner Privatbank Donner und Reuschel.
Er erwartet, dass "sich die bereits im Oktober begonnene Herbst- / Jahresendrally übergeordnet fortsetzen" wird und das, obwohl man sich in einem "weiterhin fragilem makroökonomischem Umfeld" bewegt. Für den Dax sieht Martin Utschneider heute eine Handelsspanne von 13.374 bis 13.138.
"Die übergelagerte Aufwärtsbewegung wird aber immer wieder durch kurzfristige Gewinnmitnahmen durchkreuzt", erklärte er.
von Robert Zach