Frankfurt, 15. Okt (Reuters) - Die Deutsche Börse DB1Gn.DE bläst nach dem Kauf der Devisenhandelsplattform 360T ID:nL5N10608V zum Angriff. Mit der 725 Millionen Euro teuren Übernahme, die am Donnerstag abgeschlossen wurde, baue das Unternehmen seine Stellung in einem wichtigen Markt aus, sagte Vorstandschef Carsten Kengeter. "Sie ist Teil unserer Zielsetzung, der weltweit präferierte Anbieter für Marktinfrastruktur zu werden." 360T-Chef Carlo Kölzer wird ins erweiterte Führungsgremium des Konzerns einziehen. Mit der Deutschen Börse im Rücken werde das Unternehmen in die Lage versetzt, zum weltweit führenden Anbieter im börslichen und außerbörslichen Währungshandel sowie bei der Abwicklung von Devisengeschäften zu werden, sagte Kölzer.
Der ehemalige Investmentbanker hat 360T im Jahr 2000 gegründet und die Firma zu einer wichtigen Plattform im täglich rund fünf Billionen Dollar schweren Devisenmarkt ausgebaut. Weltweit kommt 360T nach Angaben des Branchenmagazins "Euromoney" auf einen Marktanteil von 15 Prozent - und liegt damit hinter FXall von Thomson Reuters TRI.N TRI.TO (37 Prozent) und FX Connect (16 Prozent) auf Rang drei.
Die Deutsche Börse möchte künftig mehr Währungsderivate auflegen und hofft darüber hinaus auch im Vertrieb auf Synergien. Im Vorstand des Frankfurter Unternehmens ist Vize-Chef Andreas Preuß verantwortlich für 360T. Der Konzern hatte seine größte Übernahme seit acht Jahren Ende Juli angekündigt. Er setzt wie andere Börsenbetreiber darauf, dass auf Druck der Aufsichtsbehörden künftig mehr Devisengeschäfte über regulierte Plattformen abgewickelt werden müssen. Die Deutsche-Börse-Derivate-Tochter Eurex bietet schon länger einige Devisenmarktprodukte an, im klassischen Handelsgeschäft war der Konzern bisher aber nicht vertreten.