LONDON (dpa-AFX) - Die Preise am britischen Immobilienmarkt kennen nach wie vor nur eine Richtung: Wie die größte Bausparkasse Großbritanniens, Nationwide, am Dienstag mitteilte, lagen die Hauspreise im Mai 11,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Dies ist der stärkste Zuwachs seit Mitte 2007, also kurz vor Ausbruch der Finanz- und Immobilienkrise. Im Monatsvergleich erhöhten sich die Häuserpreise im Mai um 0,7 Prozent und damit zum dreizehnten Mal in Folge. Der durchschnittliche Preis eines Hauses stieg derweil auf einen neuen Rekordwert von 186 512 Pfund (etwa 230 000 Euro).
Der massive Preisanstieg am britischen Immobilienmarkt hat mittlerweile auch die Bank of England auf den Plan gerufen. Vor wenigen Wochen hatte Notenbankchef Mark Carney erstmals eingeräumt, dass die Entwicklung Grund zur Sorge gebe und beobachtet werden müsse. Bankvolkswirte führen die Rally am Häusermarkt zum einen auf die lockere Geldpolitik im Vereinigten Königreich zurück. Zum anderen generiert die Regierung mit einem eigenen Stützungsprogramm ("Help to buy") für einkommensschwache Haushalte zusätzliche Nachfrage. Das Angebot an neuen Häusern wächst demgegenüber viel zu langsam.
Auch die EU-Kommission hat sich unlängst besorgt wegen des rapiden Hauspreisanstiegs gezeigt. In ihrer am Montag veröffentlichten jährlichen Überprüfung der Mitgliedsländer regt sie unter anderem an, den Hausbau auszuweiten. Auch eine Anpassung des "Help to buy"-Programms der Regierung oder höhere Steuern auf besonders teure Immobilien seien denkbar.
Allerdings gab es zuletzt erste Anzeichen, dass sich der Markt etwas beruhigt. So waren die Zusagen für neue Hypothekenkredite in den Monaten Februar bis April jeweils rückläufig gewesen. Auch Nationwide-Chefvolkswirt Robert Gardner sprach von "sachten Hinweisen" auf eine moderatere Entwicklung. Angesichts rekordtiefer Hypothekenzinsen und eines sich bessernden Arbeitsmarkts sei es aber zu früh, Entwarnung zu geben.