Frankfurt/Berlin, 12. Mrz (Reuters) - Die Europäische Zentralbank (EZB) senkt angesichts der Coronavirus-Ausbreitung ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in der Währungsunion. Sie rechnet jetzt nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr von 0,8 Prozent, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Vorhersagen der Notenbank-Volkswirte hervorgeht. Noch im Dezember wurde für 2020 ein Anstieg von 1,1 Prozent prognostiziert. Für 2021 wurde die Vorhersage auf 1,3 (bisher 1,4) Prozent gesenkt, für 2022 dagegen bei 1,4 Prozent belassen.
"Die Ausbreitung des Coronavirus hat die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft und der Wirtschaft der Euro-Zone stark erschüttert und die Marktvolatilität erhöht", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Auch wenn die Epidemie nur vorübergehend sei, werde sie sich erheblich auf die Konjunktur auswirken. "Insbesondere wird sie die Produktion infolge der unterbrochenen Lieferketten verlangsamen und die in- und ausländische Nachfrage verringern", sagte Lagarde.
Die EZB rechnet unverändert damit, dass sie in den nächsten Jahren ihr Inflationsziel verfehlen wird. Dieses Jahr dürfte den Prognosen zufolge die Teuerungsrate bei 1,1 Prozent liegen. 2021 werden 1,4 Prozent und 2022 dann 1,6 Prozent erwartet. Die Euro-Wächter peilen knapp unter zwei Prozent Inflation als Optimalwert für die Wirtschaft an. Diesem Ziel hinken sie aber bereits seit Frühjahr 2013 hinterher.