* Spekulationen über Ausweitung des Rettungsfonds EFSF
* Griechenland-Pleite und Bankenkollaps scheinen vorerst vom Tisch
* Rohstoffe profitieren von anziehenden Aktienmärkten (Neu: weitere Aussagen von Händlern, Bankenwerte)
- von Kirsti Knolle
Frankfurt, 27. Sep (Reuters) - Die Hoffnung auf eine Lösung der Schuldenkrise hat die europäischen Aktienmärkte am Dienstag weiter angetrieben. Der Dax schaffte ein Plus von 3,4 Prozent auf 5529 Punkte, nachdem er schon zu Wochenbeginn um knapp drei Prozent gestiegen war. Der europäische Stoxx50 zog 3,1 Prozent an. "Investoren setzen derzeit auf zwei Dinge", sagte ein Händler. "Erstens: Griechenland geht nicht pleite und zweitens die europäischen Banken werden zwangsgerettet."
Die Erwartungshaltung basierte vor allem auf Spekulationen über eine weitere Ausweitung des Rettungsfonds EFSF. Viel beachtet wurde eine Meldung des Fernsehsender CNBC, wonach das Volumen des EFSF über die Ausgabe eigener Anleihen aufgepumpt werden könnte. Die Finanzminister von Deutschland und Spanien wiesen den Bericht allerdings zurück. "Damit ist diese Idee aber nicht gestorben", hieß es in einem Kommentar der Commerzbank. Ihrer Einschätzung nach ist sie lediglich vertagt, bis Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die Zustimmung des Bundestages zur 440-Milliarden-Aufstockung des EFSF in der Tasche hat. Die Parlamentarier in Berlin stimmen am Donnerstag ab. Ein "Ja" scheint sicher, da SPD und Grüne ihre Zustimmung signalisiert haben. Offen ist dagegen, ob Kanzlerin Angela Merkel die Koalitionsparteien hinter sich versammeln kann.
Von der Aufbruchstimmung an den Aktienmärkten profitierten auch die Rohstoffe. Öl und Kupfer zogen nach der jüngsten Talfahrt wieder an. Und auch Gold verteuerte sich, was Händler aber vorrangig auf eine technische Gegenreaktion auf den jüngsten Preisrutsch zurückführten. Der Euro pendelte wie schon zu Wochenbeginn um 1,35 Dollar.
AUSSICHT AUF ZWANGSRETTUNG HILFT FINANZWERTEN
Zu den größten Profiteuren am Aktienmarkt zählten weiterhin
die in den vergangenen Wochen arg gebeutelten Finanzwerte. Der
europäische Versicherungsindex zog um 4,3 Prozent an, der
Bankenindex um 3,9 Prozent. Die deutlichsten Zuschläge
verzeichneten in Frankfurt die Deutsche Bank
In Frankreich gewannen die Credit Agricole und die Societe Generale sieben beziehungsweise acht Prozent. "Zuletzt hat man bei den europäischen Banken gedacht:'Da knirschts im Gebälk'", sagte ein Börsianer. "Jetzt scheint es so, dass die EU möglicherweise Banken zwangsweise rekapitalisiert oder sie teilverstaatlicht. Damit ist eine große Angst erst einmal aus dem Markt."
Deutliche Gewinne am deutschen Aktienmarkt verbuchten auch
MAN und Volkswagen
Börsianer warnten dennoch, dass die Erholung des Marktes kurze Beine haben könnte. "Angesichts der hohen Unsicherheit ist Raum für beides - für Pessimismus und für Optimismus", sagte Analyst Keith Bowman von Hargreaves Lansdown. "Die Optimisten sind derzeit am Zug und setzen darauf, dass die europäischen Politiker in den kommenden Wochen einen Weg aus der Krise finden. Aber die Bedenken bleiben. Etliche Investoren bezweifeln den Erfolg der geplanten Maßnahmen." (Reporter: Kirsti Knolle, unter Mitarbeit von Daniela Pegna; redigiert von Ralf Banser)