* BIP-Revision in den USA geringer als erwartet
* Versorger, Telekom und Merck gefragt
* Gewinnmitnahmen drücken Infineon
(neu: US-Daten, Metro, Carrefour)
Frankfurt, 27. Aug (Reuters) - Ein weiterer
Hoffnungsschimmer für die US-Wirtschaft hat dem deutschen
Aktienmarkt am Freitag zu einem leichten Plus verholfen. Der
Dax<.GDAXI> lag am frühen Nachmittag 0,4 Prozent höher bei 5932
Zählern. Die Schätzung für das Brutto-Inlandsprodukt (BIP) in
den USA im zweiten Quartal war weniger stark als erwartet
gesenkt worden. Am Donnerstag hatte bereits ein Rückgang der
wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der
weltgrößten Volkswirtschaft die Aktienmärkte gestützt.
Die zweite BIP-Schätzung wies nun ein Wachstum von 1,6
Prozent aus, von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt
nur mit 1,4 Prozent gerechnet. Die erste Schätzung hatte
allerdings noch auf 2,4 Prozent gelautet. "Eine echte
Erleichterung sind die Zahlen nicht", kommentierte
HSBC-Trinkaus-Volkswirt Lothar Hessler. "Unserer Einschätzung
nach dürfte das BIP auch in den nächsten Quartalen unter zwei
Prozent liegen." Metzler-Analyst Mario Mattera wies darauf hin,
dass die BIP-Zahlen rückwärtsgewandt seien und deshalb wenig
Aussagekraft für die weitere Entwicklung hätten. "Einen großen
Nachhall wird es nicht geben", sagte er.
Der Aktienmarkt atmete trotzdem auf: Zu den größten
Dax-Gewinnern zählten trotz der anhaltenden Diskussion über die
Atompolitik in Deutschland die Aktien der Energiekonzerne
E.ON und RWE. Sie verteuerten sich jeweils um
0,9 Prozent. "Angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten
greifen Anleger lieber zu Aktien, die auch in Krisenzeiten eine
gewisse unternehmerische Stabilität bieten", sagte ein Händler.
Dies gelte auch für den Pharma- und Chemiekonzern
Merck, dessen Aktien mit einem Plus von zwei Prozent
den Dax anführten. Als so genannte defensive Werte waren zudem
die Papiere von Fresenius und Deutsche
Telekom gefragt und stiegen um ein beziehungsweise 1,6
Prozent.
Metro-Papiere verteuerten sich um 1,3 Prozent.
Einem Zeitungsbericht zufolge steigt die Tochter Media Markt in
Deutschland in das Geschäft mit Video-Downloads ein. In Paris
kletterten die Aktien des Konkurrenten Carrefour nach
einer Kaufempfehlung der Citigroup um 2,3 Prozent.
BERICHT ÜBER KAPITALERHÖHUNG DRÜCKT COMMERZBANK
Schlusslicht im Dax waren nach einem Zeitungsbericht über
eine mögliche Kapitalerhöhung im Herbst die Aktien der
Commerzbank mit einem Minus von 2,3 Prozent. Dem
"Handelsblatt" zufolge will die Commerzbank mindestens fünf
Milliarden Euro einsammeln, um den Staat damit zum Teil
auszuzahlen. Ein Sprecher der Bank sagte, es gebe noch keine
konkreten Pläne. Nach Einschätzung von LBBW-Analyst Andreas
Heinold steckt die Bank in einem Dilemma: Einerseits steige der
Druck der Bundesregierung zur Rückzahlung von Staatshilfen,
andererseits werde das Institut wohl nur wenig Geld verdienen.
Auch von Infineon trennten sich Anleger, die
Aktien fielen um 0,6 Prozent. Händler sprachen von
Gewinnmitnahmen, nachdem Spekulationen auf Fortschritte beim
Verkauf der Mobilfunkchipsparte die Aktien am Donnerstag noch
5,2 Prozent in die Höhe getrieben hatten.
Im MDax<.MDAXI> gingen die Aktien von EADS 3,3
Prozent nach unten. Händlern zufolge wirkten sich die
Kürzungsvorschläge der FDP-Bundestagsfraktion für
Rüstungsprojekte negativ aus. Zudem belaste ein Bericht der
Zeitung "Les Echos", wonach die EADS-Tochter Airbus[ARBU.UL]
ihren Zulieferern mitgeteilt hat, die Zahl der breiten
A350-Maschinen zwischen 2013 und 2015 zu reduzieren.
Im TecDax<.TECDAX> profitierten SMA Solar von
Übernahmegerüchten und stiegen um 3,9 Prozent auf 83,10 Euro.
"Angeblich will First Solar 110 Euro je SMA-Aktie
zahlen", sagten mehrere Börsianer. SMA wollte sich zu den
Spekulationen nicht äußern.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Kathrin Jones)