* Osram-Börsenpläne locken Anleger nicht an
* Aussicht auf stärkere Konkurrenz belastet Deutsche Börse
* Öko-Aktien geben Teil ihrer Gewinne wieder ab
(neu: Philips, Deutsche Börse, Details Japan)
Frankfurt, 29. Mär (Reuters) - Bei den Anlegern am
Aktienmarkt regiert angesichts der Atomkatastrophe in Japan und
den andauernden Kämpfe in Libyen die Vorsicht. Der Dax<.GDAXI>
lag am Dienstag bei geringen Umsätzen 0,5 Prozent im Minus bei
6902 Zählern. "Warum sollte man bei so negativen Nachrichten aus
aller Welt Aktien kaufen", sagte ein Händler. Die Sorgen über
das Ausmaß der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima wurde
durch Funde von hochgiftigem Plutonium in der havarierten Anlage
verstärkt. Auch in dem von einem Bürgerkrieg erschütterten
nordafrikanischen Ölstaat Libyen zeichnete sich keine Lösung des
Konfliktes ab. "Der Markt macht angesichts der Gemengelage in
Japan und Nordafrika einen kleinen Rückschritt" sagte ein
anderer Händler. "Das ist aber bislang nicht dramatisch."
Auch die Ankündigung von Siemens, etwas mehr als
die Hälfte seiner Lichttechnik-Tochter Osram an die Börse zu
bringen, lockte die Anleger nicht aus der Deckung. Die im Dax
schwergewichteten Siemens-Aktien verloren 0,9 Prozent auf 93,46
Euro. "In der Vergangenheit hat Siemens mit den Abspaltungen und
Börsengängen von Töchtern im Sinne der Aktionäre häufig daneben
gelegen", sagte ein Börsianer und spielte damit auf die für
Aktionäre nicht gerade erfreulichen Börsengänge des
Chipherstellers Infineon und des Bauteile-Herstellers
Epcos an. Die Aktien des niederländischen Siemens-Konkurrenten
Philips profitierten dagegen von der Ankündigung und
legten 1,6 Prozent auf 22,52 Euro zu. Experten taxieren den Wert
von Osram auf bis zu 6,5 Milliarden Euro. Lege man eine ähnliche
Bewertung für die Lichttechnik-Sparte von Philips zugrunde,
erhöhe sich das Kursziel auf 29,10 von derzeit 27,50 Euro, sagte
ING-Analyst Sjörd Ummels.
ITALIENISCHE BANK-AKTIEN BRECHEN EIN
Europaweit standen zudem Banktitel im Fokus, der
Stoxx-Branchenindex<.SX7P> gab ein Prozent nach. In Mailand
gerieten Bankenwerte unter Druck, nachdem die UBI Banca
überraschend eine Kapitalerhöhung um eine Milliarde Euro
angekündigt hatte. Ihre Aktien brachen um zehn Prozent auf 6,12
Euro ein. Im Stoxx50<.STOXX50> hielten die Titel von Intesa San
Paolo mit einem Abschlag von 3,7 Prozent die rote
Laterne; UniCredit büßten 3,4 Prozent ein.
In Frankfurt wurde über eine im zweiten Quartal beginnende
Kapitalerhöhung bei der teilverstaatlichten Commerzbank
spekuliert. Ihre Aktien fielen um 2,3 Prozent auf 5,62 Euro. "Es
geht um, dass eine Kapitalerhöhung zu einem Preis zwischen 5,25
und 5,30 Euro je Aktie kommen könnte", sagte ein Börsianer. Die
Commerzbank lehnte einen Kommentar ab. Im Januar hatte die Bank
erklärt, im ersten Quartal keine weitere Kapitalerhöhung
anzukündigen. "Und da das Quartal am Donnerstag vorbei ist, gibt
es jetzt die Spekulationen", erläuterte ein Händler. Die Aktien
des Konkurrenten Deutsche Bank lagen wie der
Gesamtmarkt 0,5 Prozent tiefer. Sie wurden von Aussagen von
Bankchef Josef Ackermann gestützt, die Gewinnziele für 2011
lägen trotz den Folgen der Japan-Katastrophe in Reichweite.
Die Aktien der Deutschen Börse büßten 0,8 Prozent
ein. Dem Frankfurter Börsenbetreiber und seinem Fusionspartner
NYSE Euronext droht wachsende Konkurrenz durch die
alternative Handelsplattform Bats.
Zu den wenigen Gewinnern im Dax zählten die Aktien des
Chemie- und Pharmakonzerns Bayer, die den Dax mit
einem Plus von 1,2 Prozent anführten. Das Leverkusener
Unternehmen will seine Erlöse in den Schwellenländern Brasilien,
Russland, Indien und China (BRIC) in den kommenden Jahren massiv
erhöhen. Rückenwind erhielten die Titel zudem von einem
positiven Analystenkommentar von JP Morgan.
Bei Öko-Aktien nahmen Anleger Gewinne mit. Der
ÖkoDax<.OECODAX> fiel um zwei Prozent, nachdem er am Montag acht
Prozent gewonnen hatte. Dazu trugen auch Verluste beim
Windradbauer Nordex nach einer Kapitalerhöhung und der
Solarfirma Q-Cells nach einem enttäuschenden Ausblick
bei. Nordex fielen um fünf Prozent, Q-Cells um 6,4 Prozent.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Andreas Kröner)