emIm Corona-Crash hast du das Schema vielleicht erlebt: Eine gute Dividendenaktie wird in einem Crash plötzlich zu einer schlechten Dividendenaktie. Es kommt zu einer Kürzung der Ausschüttungssumme je Aktie. Das führt wiederum dazu, dass man die Aktie neu bewertet und zu einer neuen Einschätzung kommt.
Man mag sich gerne sagen: Den Crash hat niemand vorhergesehen. Ja, das ist richtig. Trotzdem glaube ich mittlerweile, dass ein solches System nicht ganz zutreffend ist. Nein, sondern es hat sehr häufig doch Warnzeichen gegeben, die sich dann entladen. Riskieren wir einen Blick darauf, welchem Trugschluss wir dabei sehr häufig unterliegen.
Gute Dividendenaktie durch Crash eine schlechte? Grundsätzlich glaube ich: Eine richtig gute Dividendenaktie kann durch einen Crash nicht zu einer schlechten Dividendenaktie werden. Es geht gegen meine Überzeugung als unternehmensorientierter Investor, dass eine volatile Phase oder eine erste Wirtschaftskrise die Ausgangslage derart verändern kann. Vielleicht kann es mal in Ausnahmesituation zu signifikanten, schnellen Veränderungen im Gesamtmarkt kommen. Das halte ich jedoch eher für die Ausnahme als die Regel.
Häufig ist die Ausgangslage jedoch für mich eine andere. Man kauft als Einkommensinvestor einen Kompromiss. Oder eine historisch starke Dividende, die noch dazu nachhaltig und stabil erscheint. Aber: Das Geschäftsmodell und das Unternehmen sind bereits dabei, nicht mehr ganz rundzulaufen.
Beispiele, bei denen das im letzten Corona-Crash der Fall gewesen ist: dDie Deutsche Euroshop (DE:DEQGn) mit dem Fokus auf den stationären Einzelhandel. Oder auch Tanger Factory Outlet Centers (NYSE:SKT) mit dem Einzelhandel. Oder Royal Dutch Shell (DE:RDSa), wo sich der Druck im Ölmarkt entladen hat. Eigentlich sind diese Aktien allesamt keine guten, unternehmensorientierten Dividendenaktien gewesen. Bestenfalls durchschnittliche mit einer attraktiven Dividendenhistorie.
Wer als Investor den Fokus auf Unternehmen legt, kann dieses Schicksal umgehen. Vielleicht nicht unbedingt eine Dividendenkürzung per se. Aber: Dass man zu der Einschätzung kommt, dass die Aktie plötzlich schlecht ist.
Worauf man Wert legen sollte Wir können gute und schlechte Dividendenaktien daher erneut anhand ihres Geschäftsmodells definieren. Natürlich geht es um gute und schlechte operative Grundlagen. Wichtig ist jedoch zu erkennen, was das bedeutet: Es geht eigentlich darum, weitgehend stabile Umsätze und Gewinne zu produzieren. Egal, wie es um die Wirtschaft oder die Börsen bestellt ist. Beziehungsweise ein Fundament zu besitzen, das im Zweifel trotz Kürzung die Dividende weiterhin zahlbar macht.
Viele Aktien, die plötzlich gekürzte Dividenden besitzen, sind nie gute Dividendenaktien gewesen. Nein, sondern Kompromisse, auf die man sich aufgrund der Ausschüttung für sich und das eigene Depot geeinigt hat. Das ist jedoch eine ganz andere Ausgangs- und Bewertungslage der Aktien und der Ergebnisse, die man einfährt.
Der Artikel Gute Dividendenaktie, Crash, schlechte Dividendenaktie – oder ein Fehler ist zuerst erschienen auf The Motley Fool Deutschland.
Vincent besitzt Aktien von Royal Dutch Shell und Tanger Factory Outlet Centers. The Motley Fool empfiehlt Tanger Factory Outlet Centers.
Motley Fool Deutschland 2021