Frankfurt/München, 28. Okt (Reuters) - Die Fußball-Bundesliga könnte Insidern zufolge angesichts der Corona-Krise doch noch mit Finanzinvestoren ins Geschäft kommen. Dabei gehe es allerdings nicht um einen Einstieg von Investoren in die Deutsche Fußball-Liga (DFL) selbst, sondern um eine Minderheitsbeteiligung an der Bundesliga International, über die die Liga ihre Medienrechte im Ausland vermarktet, wie zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch sagten. Das DFL-Präsidium werde sich am Donnerstag mit der Frage befassen, ob Geschäftsführer Christian Seifert in Verhandlungen mit den Beteiligungsfirmen einsteigen soll, die sich für die Rechte interessieren. Die DFL und die japanische Investmentbank Nomura (T:9716), die den möglichen Einstieg organisieren soll, wollten sich zu den Plänen nicht äußern.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte als erste über das Interesse der Investoren berichtet. Die deutschen Profiklubs bangen angesichts der Corona-Pandemie und des Ausschlusses von Zuschauern aus den Stadien um ihre Einnahmen. Die Erlöse aus der Auslandsvermarktung brechen den europäischen Ligen regelrecht weg, weil mehrere Sender, etwa in China oder im Nahen Osten, finanziell klamm sind. Hatte die Bundesliga für das laufende Jahr mit rund 300 Millionen Euro aus der Auslandsvermarktung gerechnet, muss sie sich einem Insider zufolge mit allenfalls 200 Millionen begnügen. Die Finanzinvestoren sollen dafür in die Bresche springen. Mit ihrer Hilfe könnte die DFL eine eigene Digital-Plattform aufbauen, auf der sie die Spiele gegen Gebühr selbst im Internet überträgt.
Insgesamt könnte Bundesliga International dabei mit einer Milliardensumme bewertet werden. Es gehe aber um einen Anteil von maximal 25 Prozent. "In normalen Zeiten wäre so etwas kein Thema, aber in diesem Umfeld kann man es sich nicht leisten, sich nicht damit zu beschäftigen", sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person. Eine Entscheidung dürfte nicht mehr in diesem Jahr fallen. Im Frühjahr hatte Seifert Beteiligungsfirmen, die bei der DFL selbst einsteigen wollten, noch abgewiesen und den Neustart mit Geisterspielen organisiert. Die DFL gehört den 36 Profivereinen.
In Italien verhandeln die Finanzinvestoren Advent und CVC CVC.UL dagegen bereits über eine Minderheitsbeteiligung an der "Serie A". Im deutschen Fußball hatte bisher vor allem der US-Investor KKR KKR.N aufhorchen lassen, als er vorübergehend beim Bundesligisten Hertha BSC Berlin einstieg.