Berlin, 05. Okt (Reuters) - Der Wissenschaftsverlag Springer Nature SPGG.MU verschiebt seinen Börsengang in Frankfurt Finanzkreisen zufolge zum dritten Mal. Grund dafür seien widrige Marktbedingungen, sagte eine mit den Plänen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Springer Nature hatte den Sprung an die Börse noch vor den US-Präsidentschaftswahlen am 3. November schaffen wollen. Doch das Geschäft mit Lehr- und Schulbüchern (Professional und Education) hat in der Coronakrise gelitten, während sich das - zunehmend ins Internet wandernde - Kerngeschäft mit der Publikation von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen (Research) gut hielt. Universitäten und Schulen waren weltweit teilweise monatelang geschlossen. Das Unternehmen wollte sich dazu nicht äußern.
Springer Nature wollte mit dem Börsengang Insidern zufolge rund eine Milliarde Euro frisches Kapital erlösen, vornehmlich um Schulden abzubauen. Es wäre die größte Emission in Frankfurt in diesem Jahr gewesen. Ein erster Anlauf 2018 war im Sande verlaufen, ein zweiter im Frühjahr war am Ausbruch der Corona-Pandemie gescheitert. Das Unternehmen ist 2015 aus der Fusion von Springer Science mit der Holtzbrinck-Tochter Macmillan Science & Education entstanden. Verleger Stefan von Holtzbrinck hält 53 Prozent der Anteile, der Rest gehört dem Finanzinvestor BC Partners, der den Börsengang braucht, um nach und nach auszusteigen. Holtzbrinck sieht sich als langfristiger Investor.
Der 1842 in Berlin gegründete Verlag bringt 13.000 Fachbuch-Titel jährlich auf den Markt und verlegt 3000 Fachzeitschriften, darunter das bekannte Wissenschaftsmagazin "Nature". Springer Nature rechnet 2020 mit einem Umsatzrückgang um vier Prozent; 2019 waren es 1,72 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) lag bei 619 Millionen Euro. Mehrere Finanzinvestoren hatten Springer knapp drei Milliarden Euro Schulden aufgebürdet.
Die Börsengänge in Frankfurt seit der Sommerpause sind auf mäßige Resonanz gestoßen. Die Aktien des Caravan-Herstellers Knaus Tabbert KTAG.DE notierten am Montag knapp acht Prozent über dem Ausgabepreis, die des Rüstungselektronik-Konzerns Hensoldt HAGG.DE gut fünf Prozent darunter.