FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 14. August 2013. Der DAX tritt weiter auf der Stelle. Das Chartbild lässt offenbar unterschiedliche Schlüsse über die weitere Entwicklung zu.
Zwar sah es am gestrigen Dienstag ganz danach aus, als könne der DAX endlich aus dem Mitte Juli eingeschlagenen Seitwärtstrend nach oben ausbrechen. Im Laufe des Tages kletterte das Börsenbarometer auf 8.444 Punkte - den höchsten Stand seit Ende Mai. Dann ging es aber wieder nach unten, am heutigen Mittwoch kommt der DAX abermals nicht vom Fleck.
Technische Analysten sind unterschiedlicher Meinung, wie es weitergeht. 'Phönix aus der Asche oder doch das letzte Aufbäumen,' tituliert Christoph Geyer von der Commerzbank seinen heutigen Technikkommentar. 'Es fehlen die eindeutigen Signale aus dem klassischen Chartbild.' Beim Stochastik-Indikator habe sich zwar eine klare Divergenz herausgebildet, ein wichtiges Warnsignal. 'Gleichwohl besteht auch bei der ausgeprägtesten Divergenz die Möglichkeit des Negierens.' Die aktuelle Lage sei damit noch nicht entschieden. Ein Ausbruch aus der kurzfristigen Seitwärtsrange würde zwar Aufwärtspotenzial bis an das Allzeithoch eröffnen, doch auch dann sei die Wahrscheinlichkeit für einen Rückschlag im Herbst hoch.
Konsolidierung nach unten
Wie Karen Szola, technische Analystin für finanzen.net, erläutert, ist die Seitwärtsbewegung nach unten durch die Unterstützungszone bei etwa 8.200 Zählern begrenzt. 'Ein genauerer Blick offenbart auch die Etablierung einer nicht ganz idealtypischen kleineren Kopf-Schulter-Formation, die mit dem Fall unter die bei 8.200 Punkten liegenden Nackenlinie immerhin Abschlagspotenzial von rund 200 Zählern bereithält.' Da sich der Markt nun langsam erschöpft zeige, werde sich die kommende Konsolidierung eher nach unten ausdehnen. 'Dann kämen die beiden noch immer offenen Kurslücken von Juni und Juli im Bereich bei 8.100 Punkten ins Spiel', erklärt Szola.
'Daher sollten Anleger in den kommenden Wochen eher keine neuen Kursrekorde erwarten.' Szola sieht eher günstigere Einstiegsniveaus. Um einen Ausbruch auf neue Hochs trendrelevant zu bestätigen, seien ohnehin steigende Umsätze nötig. 'Da dies aktuell nicht der Fall ist, sollten sich Investoren entsprechend absichern.'
Chancen auf neues Jahreshoch
Laut Jana Meier von HSBC Trinkaus & Burkhardt untermauert der Kursverlauf der vergangenen Tage aber durchaus die Ambitionen der Bullen. 'Dazu trägt vor allem die Anfang der Woche ausgeprägte Aufwärtskurslücke bei 8.371 zu 8.396 Punkten bei', erklärt die Analystin. Oberhalb dieser stünden die Chancen gut, es mit den Hochs bei 8.415/35 Punkten aufzunehmen und die Jagd auf ein neues Jahreshoch zu eröffnen. 'Das gilt umso mehr, als dass die technischen Indikatoren wie der Stochastik und mittlerweile auch der MACD 'long' positioniert sind.'
Zudem befinde sich der DAX oberhalb der Kurslücke in etwas ruhigerem Fahrwasser. 'Denn muss das Gap geschlossen werden, würden zeitnah auch die jüngsten zyklischen Tiefs bei 8.217/13 Punkten wieder in den Fokus rücken, und unterhalb dieser Marken wäre eine kleine Topbildung mit einem kalkulatorischen Abschlagspotential von 200 Punkten vervollständigt.' Spätestens im Bereich der alten Rekordhochs aus den Jahren 2007 und 2000 bei 8.152/36 Punkten würden die mittelfristig günstigen Perspektiven deutlich in Frage gestellt. Bei einem Rutsch unter diese Haltemarken wären die im Monatschart 'bullish' komplettierten Dreiecksformationen Meier zufolge wieder negiert - ein übergeordnet wichtiger Kurstreiber würde versiegen.
Sentiment: Grautöne
Ganz so rabenschwarz wie in der Vorwoche sind die Erwartungen der Anleger nicht mehr, wie die aktuelle Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt zeigt, doch die Skepsis bleibt. Der Bull/Bear-Index für institutionelle Investoren steigt zwar deutlich von 37,2 auf 48,3 Punkte, liegt damit aber weiter unterhalb der Pessimisten von Optimisten trennenden 50-Punkte-Linie. 13 Prozent der Befragten sind ins Bullenlager übergelaufen, mittlerweile rechnen 39 Prozent mit steigenden, aber immer noch 42 Prozent mit fallen Kursen, der Rest bleibt auf der Seitenlinie. Bei den Privatanlegern ist das Bild ähnlich, hier liegt der Bull/Bear-Index bei 48,4 Prozent. Die Analyse ist ab 17 Uhr auf boerse-frankfurt.de/sentiment verfügbar.
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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 14. August 2013
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Zwar sah es am gestrigen Dienstag ganz danach aus, als könne der DAX endlich aus dem Mitte Juli eingeschlagenen Seitwärtstrend nach oben ausbrechen. Im Laufe des Tages kletterte das Börsenbarometer auf 8.444 Punkte - den höchsten Stand seit Ende Mai. Dann ging es aber wieder nach unten, am heutigen Mittwoch kommt der DAX abermals nicht vom Fleck.
Technische Analysten sind unterschiedlicher Meinung, wie es weitergeht. 'Phönix aus der Asche oder doch das letzte Aufbäumen,' tituliert Christoph Geyer von der Commerzbank seinen heutigen Technikkommentar. 'Es fehlen die eindeutigen Signale aus dem klassischen Chartbild.' Beim Stochastik-Indikator habe sich zwar eine klare Divergenz herausgebildet, ein wichtiges Warnsignal. 'Gleichwohl besteht auch bei der ausgeprägtesten Divergenz die Möglichkeit des Negierens.' Die aktuelle Lage sei damit noch nicht entschieden. Ein Ausbruch aus der kurzfristigen Seitwärtsrange würde zwar Aufwärtspotenzial bis an das Allzeithoch eröffnen, doch auch dann sei die Wahrscheinlichkeit für einen Rückschlag im Herbst hoch.
Konsolidierung nach unten
Wie Karen Szola, technische Analystin für finanzen.net, erläutert, ist die Seitwärtsbewegung nach unten durch die Unterstützungszone bei etwa 8.200 Zählern begrenzt. 'Ein genauerer Blick offenbart auch die Etablierung einer nicht ganz idealtypischen kleineren Kopf-Schulter-Formation, die mit dem Fall unter die bei 8.200 Punkten liegenden Nackenlinie immerhin Abschlagspotenzial von rund 200 Zählern bereithält.' Da sich der Markt nun langsam erschöpft zeige, werde sich die kommende Konsolidierung eher nach unten ausdehnen. 'Dann kämen die beiden noch immer offenen Kurslücken von Juni und Juli im Bereich bei 8.100 Punkten ins Spiel', erklärt Szola.
'Daher sollten Anleger in den kommenden Wochen eher keine neuen Kursrekorde erwarten.' Szola sieht eher günstigere Einstiegsniveaus. Um einen Ausbruch auf neue Hochs trendrelevant zu bestätigen, seien ohnehin steigende Umsätze nötig. 'Da dies aktuell nicht der Fall ist, sollten sich Investoren entsprechend absichern.'
Chancen auf neues Jahreshoch
Laut Jana Meier von HSBC Trinkaus & Burkhardt untermauert der Kursverlauf der vergangenen Tage aber durchaus die Ambitionen der Bullen. 'Dazu trägt vor allem die Anfang der Woche ausgeprägte Aufwärtskurslücke bei 8.371 zu 8.396 Punkten bei', erklärt die Analystin. Oberhalb dieser stünden die Chancen gut, es mit den Hochs bei 8.415/35 Punkten aufzunehmen und die Jagd auf ein neues Jahreshoch zu eröffnen. 'Das gilt umso mehr, als dass die technischen Indikatoren wie der Stochastik und mittlerweile auch der MACD 'long' positioniert sind.'
Zudem befinde sich der DAX oberhalb der Kurslücke in etwas ruhigerem Fahrwasser. 'Denn muss das Gap geschlossen werden, würden zeitnah auch die jüngsten zyklischen Tiefs bei 8.217/13 Punkten wieder in den Fokus rücken, und unterhalb dieser Marken wäre eine kleine Topbildung mit einem kalkulatorischen Abschlagspotential von 200 Punkten vervollständigt.' Spätestens im Bereich der alten Rekordhochs aus den Jahren 2007 und 2000 bei 8.152/36 Punkten würden die mittelfristig günstigen Perspektiven deutlich in Frage gestellt. Bei einem Rutsch unter diese Haltemarken wären die im Monatschart 'bullish' komplettierten Dreiecksformationen Meier zufolge wieder negiert - ein übergeordnet wichtiger Kurstreiber würde versiegen.
Sentiment: Grautöne
Ganz so rabenschwarz wie in der Vorwoche sind die Erwartungen der Anleger nicht mehr, wie die aktuelle Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt zeigt, doch die Skepsis bleibt. Der Bull/Bear-Index für institutionelle Investoren steigt zwar deutlich von 37,2 auf 48,3 Punkte, liegt damit aber weiter unterhalb der Pessimisten von Optimisten trennenden 50-Punkte-Linie. 13 Prozent der Befragten sind ins Bullenlager übergelaufen, mittlerweile rechnen 39 Prozent mit steigenden, aber immer noch 42 Prozent mit fallen Kursen, der Rest bleibt auf der Seitenlinie. Bei den Privatanlegern ist das Bild ähnlich, hier liegt der Bull/Bear-Index bei 48,4 Prozent. Die Analyse ist ab 17 Uhr auf boerse-frankfurt.de/sentiment verfügbar.
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von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
© 14. August 2013
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)