Frankfurt (Reuters) - Eine Reihe enttäuschender Firmenbilanzen hat Aktienanlegern am Mittwoch die Kauflaune verdorben.
Außerdem warteten sie auf neue Hinweise für die Geldpolitik in den USA und Europa. "Und dann haben sie auch noch den Endspurt im US-Wahlkampf im Blick", sagte ein Börsianer. Dax und EuroStoxx50 notierten jeweils 0,2 Prozent im Minus bei 10.608 und 3042 Punkten.
In der Nacht zum Donnerstag treffen die Kandidaten Hillary Clinton und Donald Trump zum dritten und letzten TV-Duell vor der Abstimmung am 8. November aufeinander. Ein Punktsieg Trumps könnte die Börsen belasten. Der für die Republikaner antretende Milliardär gilt als unberechenbar und als Investorenschreck. Die ehemalige Außenministerin Clinton steht dagegen für Kontinuität.
Mit Spannung warten Börsianer zudem auf die Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. "Das Treffen könnte für EZB-Chef Mario Draghi eine mühsame Veranstaltung werden", sagte Investment-Manager James Athey vom Vermögensverwalter Aberdeen. Seine Geldspritzen hätten bislang nicht die erhoffte Wirkung gezeigt. "Da man nicht so genau weiß, was man noch tun soll, wird Draghi sich wahrscheinlich fürs Nichtstun entscheiden."
Am Mittwochabend (MESZ) sollte der Konjunkturbericht der Notenbank Fed veröffentlicht werden. Vom sogenannten Beige Book erhofften sich Börsianer Hinweise auf das Tempo weiterer US-Zinserhöhungen nach der für Dezember mehrheitlich erwarteten Anhebung.
"CALGON"-MACHER RECKITT BENCKISER UNTER DRUCK
Zu den größten Verlierern unter den europäischen Standardwerten gehörte Reckitt Benckiser mit einem Minus von zeitweise 3,7 Prozent. Das Umsatzwachstums des britischen Herstellers von "Durex"-Kondomen und "Calgon"-Entkalkern ging überraschend deutlich auf zwei von vier Prozent zurück. Die Aktien der deutschen Konsumgüter-Anbieter Beiersdorf und Henkel (DE:HNKG) büßten jeweils 0,3 Prozent ein.
Die Titel von Travis Perkins (LON:TPK) brachen zeitweise sogar um 7,8 Prozent ein. Der größte britische Bauindustrie-Zulieferer kassierte seine Gesamtjahresprognose und kündigte Filial-Schließungen an. Die Furcht vor einem "harten Brexit" werde dem Unternehmen auch in Zukunft zu schaffen machen, betonte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. Mit diesem Begriff bezeichnen Experten den Austritt Großbritanniens aus der EU, bei dem das Königreich den Zugang zum europäischen Binnenmarkt verliert.
In Amsterdam verloren Akzo Nobel 2,9 Prozent. Der Umsatz des Anbieters von "Dulux"-Wandfarbe ging unter anderem wegen des Kursverfalls des Pfund Sterling um vier Prozent zurück. Außerdem warnte die Firma vor anhaltenden Belastungen durch Währungseffekte.
Auf die Anlegerstimmung drückte auch der Ausblick von Intel. Der weltgrößte Chip-Hersteller stellte für das laufende Quartal einen Umsatz von etwa 15,7 Milliarden Dollar in Aussicht - weniger als erwartet. Im abgelaufenen Quartal übertraf der US-Konzern allerdings die Prognosen. Intel-Titel rutschten im vorbörslichen US-Geschäft dennoch um 4,4 Prozent ab.
PROGNOSEANHEBUNG BEFLÜGELT ZALANDO - BVB AUF 15-JAHRES-HOCH
Zalando (DE:ZALG) hob dagegen sein Gewinnziel für 2016 an. Die Aktien des größten europäischen Online-Modehändlers stiegen im deutschen Nebenwerte-Index MDax daraufhin um bis zu 4,4 Prozent auf ein Rekordhoch von 22,45 Euro.
Nach dem 2:1-Sieg über Sporting Lissabon legten die Papiere von Borussia Dortmund (BVB) zeitweise 4,3 Prozent zu und waren mit 5,74 Euro so teuer wie zuletzt vor knapp 15 Jahren. Mit dem Erfolg hat der Fußball-Bundesligist seine Chancen auf ein Weiterkommen in der wirtschaftlich wichtigen Champions League verbessert.