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Nikola versus Daimler Trucks – schwäbisches Duell mit neuer Wendung

Veröffentlicht am 24.09.2020, 08:43
Nikola versus Daimler Trucks – schwäbisches Duell mit neuer Wendung
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In den Brennstoffzellen-Trucks der schwer umstrittenen Nikola Corp (NASDAQ:NKLA) (WKN: A2JQN0) steckt bekanntlich viel Bosch. Die Stuttgarter treten mit dem ambitionierten Projekt gegen die Nachbarn von Daimler (DE:DAIGn) (WKN: 710000) an. Es ist ein Lehrstück, das ein Schlaglicht auf die Situation der deutschen Automobilwirtschaft wirft.

Bosch und Daimler – eine lange Geschichte Der führende Lkw-Bauer und der weltgrößte Automobilzulieferer sind über die letzten gut 130 Jahre Seit an Seit groß geworden, angefangen mit Glührohr- und Magnetzündungen. Über all die Jahre haben die beiden Konzerne eng kooperiert. Das Premium-Flaggschiff, die S-Klasse, wäre ohne Bosch-Technik kaum denkbar. Zusammen entwickelten sie heute weltweit etablierte Features wie das Elektronische Stabilitäts-Programm.

Auch wichtige Zukunftsthemen wie das autonome Fahren bringen sie gemeinsam voran. Ebenso starteten sie 2011 das Joint Venture EM-motive zur Entwicklung von elektrischen Antriebssträngen. 2019 stieg Daimler allerdings aus dem Gemeinschaftsunternehmen aus, sodass Bosch das Geschäft nun auf eigene Faust weiterentwickelt, während Mercedes frei am Markt nach der bestverfügbaren Elektromotortechnik Ausschau hält.

Was das mit Nikola zu tun hat Wenige Monate später entschied Bosch, bei Nikola einzusteigen. Bosch investierte mindestens 100 Mio. US-Dollar in das ambitionierte Start-up und stellte ein großes Team aus Ingenieuren, um das Vorhaben zum Erfolg zu führen. Dabei ging es nicht nur um die Brennstoffzellentechnik und den Antriebsstrang, sondern auch um innovative Features rund um die Fahrzeugelektronik.

Im Erfolgsfall würde Bosch nicht nur an einem blühenden Unternehmen beteiligt sein, sondern auch ein wichtiger Lieferant von wegweisenden Wasserstoff-Trucks, die gleichzeitig einen Technologieträger und ein werbewirksames Schaufenster für die Leistungsfähigkeit von Bosch darstellen. Schon nächstes Jahr sollen die ersten Fahrzeuge in Ulm vom Band rollen, kaum 10 Kilometer von wichtigen IT-Standorten von Daimler entfernt.

Bosch ist damit ein wichtiger Treiber dafür, dass Daimler Trucks vor der Haustür ein neuer Wettbewerber erwächst, der auf der Wasserstoffwelle reiten will und sich als überlegen darstellt, was die Innovationskraft und Dynamik angeht.

Eine neue Wendung Nun ist jedoch Nikola unter Beschuss geraten. Beobachter sehen die Zukunft des noch jungen Unternehmens in Gefahr, nachdem der Gründer und Chef infolge gravierender Vorwürfe die Flucht ergriffen hat. Schließlich befinden sich sämtliche Projekte noch in der Entwicklungsphase und es wird noch viel Wachstumskapital gebraucht über die kommenden Jahre. Ohne das Zugpferd Trevor Milton könnte es schwierig werden, das notwendige Kapital einzusammeln.

Während Bosch also möglicherweise die Felle wegschwimmen, geht Daimler Trucks, die mit der Marke Freightliner auch den US-Markt anführt, in die Offensive. Vor wenigen Tagen wurde eine ganze Palette an kommenden Elektro-Lkw-Modellen präsentiert, darunter auch die beeindruckende Brennstoffzellen-Sattelzugmaschine GenH2, die 2023 erstmals bei Kunden getestet werden soll. Damit verfolgt Mercedes einen ähnlichen Zeitplan wie Nikola.

Im GenH2 steckt konzerneigene Brennstoffzellentechnik, die nun zusammen mit AB Volvo (OTC:VLVLY) (WKN: 871229) in die Großserie überführt wird. Bosch versucht mit anderen Partnern, Ähnliches zu erreichen. Nikola spielt dabei nicht mehr die Hauptrolle, nachdem diese sich jenseits von der Fertigung in Ulm für General Motors (NYSE:GM) (WKN: A1C9CM) als Brennstoffzellen- und Antriebsstranglieferant entschieden hat.

Anleger sollten mit dem Unerwarteten rechnen Die jüngsten Entwicklungen bei Nikola, Bosch und Daimler sind beispielhaft dafür, wie dynamisch – oder launenhaft – die Automobilbranche geworden ist. Schon einzelne Innovationen können einen Hersteller in der Anlegergunst nach oben katapultieren. Strategische Allianzen kommen und gehen. Langjährige Lieferbeziehungen werden gestoppt, um den eigenen Wertschöpfungsgrad zu steigern, während große Zulieferer Chancen ergreifen, um Fahrzeug-Start-ups zu neuen Wettbewerbern aufzubauen.

Zwar ist weder die Jahrhundertpartnerschaft von Bosch und Daimler zerbrochen noch das Schicksal von Nikola bereits besiegelt. Doch wirklich verlassen kann man sich nur noch auf wenig in diesem Sektor. Dass Daimler Trucks in den letzten Wochen die Chancen verbessert hat, um seine Marktführerschaft zu verteidigen, ist unübersehbar. Dennoch würde ich mich aktuell eher woanders nach attraktiven Aktien umsehen.

Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

Motley Fool Deutschland 2020

Dieser Artikel erschien zuerst auf The Motley Fool

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