FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch an seine kräftige Erholung vom Vortag angeknüpft. Händler begründeten die Aufwärtsbewegung vor allem mit der Rally an den asiatischen Börsen. So legten der Tokioter Nikkei-Index und der CSI 300 in Shanghai um jeweils mehr als 4 Prozent zu.
Der Dax (DAX) stieg im frühen Handel um 0,78 Prozent auf 9792,92 Punkte. Damit baute der deutsche Leitindex seinen Gewinn der vergangenen fünf Handelstage auf knapp 7 Prozent aus und konnte seinen bisherigen Jahresverlust mehr als halbieren. Tags zuvor hatte der Dax erstmals seit Anfang Februar wieder über der Marke von 9700 Punkten geschlossen.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Unternehmen nähert sich wieder der Marke von 20 000 Punkten. Zuletzt rückte er um 0,68 Prozent auf 19 949,79 Zähler vor. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) gewann 1,41 Prozent auf 1670,79 Punkte. Für den Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 0,79 Prozent nach oben.
HELABA: DAX MUSS SICH NOCH BEWEISEN
Die Börsen Asiens profitierten einem Händler zufolge von der Hoffnung auf zusätzliche Konjunkturstimuli der chinesischen Regierung. Rückenwind gaben die gut gelaufene Wall Street und in Japan der schwächere Yen, der Exporte erleichtert. Am Montag hatte Chinas Notenbank den Banken des Landes mehr Spielraum bei der Kreditvergabe eingeräumt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Börsianern zufolge könnte dies die Marktstimmung für einige Zeit aufhellen.
So ganz geheuer ist den Marktteilnehmern der rasante Dax-Anstieg in jüngster Zeit aber nicht. Die Helaba-Experten schrieben die steile Aufwärtsbewegung vom Dienstag unter anderem auch dem "Monatsanfangseffekt" zu. Nun werde sich zeigen müssen, wie viel der Anstieg der vergangenen Tage wert sei, schrieben sie.
INDEX-RADAR: ABWÄRTSTREND BEIM DAX INTAKT
Noch skeptischer zeigte sich Chartexperte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar, der den Dax auf seiner "letzten Meile nach oben" sieht. Angesichts des intakten übergeordneten Abwärtstrends müsse auf lange Sicht eher mit einem stärkeren Rückschlag in Richtung 9080 Punkte gerechnet werden, als mit einem Überwinden der Widerstandszone um 10 210 Zähler, glaubt er.
Für frische Impulse könnten im Handelsverlauf Konjunkturdaten sorgen. Am Vormittag stehen die Erzeugerpreise in der Eurozone auf der Agenda. Am Nachmittag folgt der ADP-Beschäftigungsbericht aus den USA. Am Abend mitteleuropäischer Zeit, also nach dem Schluss des Xetra-Hauptgeschäfts, blicken die Anleger noch auf den Konjunkturbericht der US-Notenbank Fed.
MORPHOSYS DÜRFTEN VON BILANZ UND AUSBLICK PROFITIEREN
Unter den Einzelwerten sorgten Morphosys-Aktien (XETRA:MORG) nach der Bekanntgabe von Geschäftszahlen für Aufsehen. "Die Ergebnisse für das abgelaufene Jahr und auch der Ausblick für 2016 sind auf den ersten Blick besser als erwartet", sagte ein Händler. Zuletzt gewannen die Papiere 7 Prozent und lagen damit klar an der TecDax-Spitze. Die Titel des Biotech-Unternehmens haben bei ihren Anlegern allerdings auch einiges gutzumachen: Im noch jungen Jahr verloren sie bislang knapp 35 Prozent und liegen mit Siltronic (XETRA:WAFGn) auf dem letzten Platz im TecDax.
Die Titel des Dachziegelherstellers Braas Monier (XETRA:BMSA) sprangen nach der Zahlenbekanntgabe sogar um 9 Prozent hoch. Braas avisiert nach einer Umsatz- und Gewinnsteigerung 2015 auch für das laufende Jahr "profitables Wachstum". Die Dividende für das abgelaufene Jahr wurde um ein Drittel auf 0,40 Euro je Aktie erhöht. Ein Börsianer sah das Nettoergebnisses dank Sondereffekten über den Erwartungen. Den Ausblick wertete er als solide.
ALLIANZ NACH ANALYSTEN-HOCHSTUFUNG FEST
Die Anteilsscheine der Allianz (XETRA:ALVG) verteuerten sich um 1,25 Prozent, nachdem das US-Analysehaus Bernstein die Papiere hochgestuft hatte. Der aktuelle Aktienkurs trage den zu erwartenden Kapitalmaßnahmen des Versicherers nicht angemessen Rechnung, begründete Analyst Thomas Seidl sein neues Anlagevotum. Er verwies darauf, dass die Allianz binnen drei Jahren für 7 Milliarden Euro eigene Aktien zurückkaufen werde. Die Allianz-Papiere liegen im bisherigen Jahresverlauf mit einem Minus von mehr als 14 Prozent im hinteren Dax-Drittel.
Im MDax standen die Papiere der Deutschen Pfandbriefbank (XETRA:PBBG) nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen mit plus 4 Prozent ganz oben im Tableau. "Nettoergebnis und Dividende sind besser als erwartet", sagte ein Marktteilnehmer in einer ersten Reaktion. Gelobt wurde auch die zum Jahresende auf 18,2 Prozent verbesserte Kernkapitalquote (CET:1) der aus der notverstaatlichten Hypo Real Estate (HRE) hervorgegangenen Bank.