FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax (DAX) hat seine bislang starke Wochenentwicklung am Donnerstag gebremst fortgesetzt. Im frühen Handel stieg der Leitindex wieder über die vielbeachtete Marke von 12 000 Punkten und notierte zuletzt 0,37 Prozent im Plus bei 12 024,88 Punkten. In den vergangenen drei Tagen hatte er bereits um fast 4 Prozent zugelegt. Positive Impulse kamen von neuen Konjunkturdaten. So erhielt die deutsche Industrie im April mehr Aufträge als erwartet. Zudem fiel die Entwicklung im Vormonat besser aus als bislang bekannt.
Der MDax (MDAX), in dem die Aktien mittelgroßer Unternehmen vertreten sind, stieg am Donnerstag um 0,10 Prozent auf 25 214,65 Zähler. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 0,7 Prozent nach oben.
Neben dem Thema Handelsstreit steht am Donnerstag vor allem die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank im Anlegerfokus. Ökonomen gehen einhellig davon aus, dass die EZB trotz des schwierigeren Wirtschaftsumfelds die Leitzinsen nicht antasten wird. Auch das Versprechen, den Leitzins mindestens bis zum Jahresende nicht anzuheben, dürften die Währungshüter erneuern. Erwartet wird jedoch, dass Notenbankchef Mario Draghi Einzelheiten zu den geplanten Langfristkrediten an die Banken verkünden wird.
Aus Branchensicht liegt das Augenmerk nach der Absage der Fusion zwischen Fiat Chrysler (6:FCHA) (FCA) und Renault (9:RENA) auf dem Autosektor. Vergangene Nacht hatte FCA sein Angebot "mit sofortiger Wirkung" überraschend zurückgezogen, nachdem zuvor Renault auf Wunsch des französischen Staates gezögert hatte, das Gesprächsangebot überhaupt anzunehmen. Fiat-Aktien verbilligten sich um 1,8 Prozent, Renault-Anteilsscheine verloren knapp 7 Prozent.
Noch schlimmer sieht es für die Immobilienbranche aus, die unter Medienberichten über Pläne des Berliner Senats gegen den Mietanstieg leidet. Vonovia (4:VNAn) rutschten um 2 Prozent ans Dax-Ende, Deutsche Wohnen (0:DWNId) und ADO fielen um über 4 Prozent. Diversen Presseberichten zufolge will die Berliner Landesregierung die Wohnungsmieten ab 2020 für fünf Jahre einfrieren. Ein entsprechendes Eckpunktepapier der Linken-Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher solle Mitte Juni im Berliner Senat beschlossen werden.
Die Aktien von Rib Software (4:RIB) reagierten mit einem Plus von 1,4 Prozent auf die Übernahme von 60 Prozent am US-Unternehmen BSD für 42 Millionen Dollar. Dies sei die größte Investition in über 50 Jahren Unternehmensgeschichte, betonte der Bausoftware-Hersteller.
Die Befesa-Papiere gewannen 2,3 Prozent auf 35,80 Euro. Zuvor war bekanntgeworden, dass der Finanzinvestor Triton beim Industrierecycling-Unternehmen komplett ausgestiegen ist. Insgesamt wurden 6,35 Millionen Befesa-Aktien zu je 34 Euro bei institutionellen Investoren platziert. Nachdem Triton die verbliebenen knapp 20 Prozent der Anteile verkauft habe, sei endlich der Angebotsübergang verschwunden, erklärte ein Händler. Das sei letztendlich positiv.
Scout24-Papiere (4:G24n) stiegen um 0,6 Prozent. Der aktivistische Investor Paul Singer erhöhte über seinen Fonds Elliott seine Beteiligung am Onlineportalbetreiber. Er hält nun 7,49 Prozent der Anteile, nachdem er sich Ende Mai bereits 6 Prozent gesichert hatte. Der Betreiber von ImmobilienScout24 und AutoScout24 gilt als Übernahmekandidat.
Der Finanzdienstleister Grenke (4:GLJn) steigt in den MDax (MDAX) auf. Dafür wird Wacker Chemie (4:WCHG) den Index der mittelgroßen Werte verlassen und ab dem 24. Juni im Index der kleineren Titel SDax (SDAX) notiert sein, wie der Indexanbieter Deutsche Börse (4:DB1Gn) am Mittwochabend mitteilte. Zudem ersetzt im SDax die Eckert & Ziegler Medizintechnik AG (4:EUZG) das Bahntechnikunternehmen Vossloh (4:VOSG). Grenke legten um 1,8 Prozent zu, Wacker stiegen um 0,5 Prozent, Eckert & Ziegler rückten um 0,4 Prozent vor und Vossloh gewannen 0,7 Prozent.