FRANKFURT (dpa-AFX) - Sorgen über verstärkte Wirtschaftssanktionen gegen Russland haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag etwas belastet. Der Dax (ETR:DAX) stand im frühen Handel 0,26 Prozent tiefer bei 9424,38 Punkten. In den beiden starken Vortagen hatte der deutsche Leitindex seinen Schwächeanfall vom Wochenbeginn noch mehr als ausgeglichen und sich zur Wochenmitte sogar auf ein Hoch seit fast drei Wochen gekämpft. Nun konsolidiere sich der Markt, schrieb Investmentanalyst Werner Bader von der Landesbank Baden-Württemberg.
Für den MDax (ETR:MDAX) ging es um 0,42 Prozent auf 16 338,89 Punkte nach unten, der TecDax (ETR:TDXP) fiel um 0,25 Prozent auf 1233,35 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) gab 0,27 Prozent ab auf 3121,61 Punkte.
OBAMA SCHICKT US-BÖRSEN AUF TALFAHRT
US-Präsident Barack Obama hatte am Mittwoch in der Ukraine-Krise die Androhung weiterer Sanktionen gegen Russland bekräftigt und damit die US-Börsen im Handelsverlauf auf Talfahrt geschickt. "Wenn die russische Führung auf ihrem jetzigen Kurs bleibt, dann wird sich die Isolation vertiefen. Sanktionen werden zunehmen", sagte Obama in einer Ansprache im Brüsseler Bozar-Kunst- und Kulturzentrum. Laut Händler Markus Huber vom Broker Peregrine & Black zeigen die Kursverluste an der Wall Street klar, dass die Märkte immer noch sehr verletzlich sind und empfindlich auf jede mögliche weitere Eskalation der Krise rund um die Ukraine reagieren.
In Deutschland indes sorgte die Berichtssaison noch einmal zu teils deutlichen Kursbewegungen bei einigen Aktien aus der zweiten und dritten Reihe. So brachen die Titel von HHLA (ETR:HHFA) am SDax-Ende (ETR:SDXP) um mehr als neun Prozent ein. Der Hamburger Hafenbetreiber streicht nach einem deutlichen Gewinneinbruch 2013 die Dividende zusammen. Zudem habe der Gewinnausblick für 2014 klar enttäuscht, schrieb Analyst Dirk Schlamp von der DZ Bank. Aktien des im TecDax notierten Solartechnikherstellers SMA Solar (ETR:S92) sackten am Indexende um fast sieben Prozent ab. Das Unternehmen war wegen des Markteinbruchs in Europa in die roten Zahlen gestürzt.
ZUVERSICHTLICHER AUSBLICK VON UNITED INTERNET
Der Internetdienstleister United Internet ETR:UTDI hingegen rechnet auch im laufenden Jahr mit einem deutlichen Umsatz- und Gewinnanstieg. Der Ausblick klinge zuversichtlich und die Geschäftszahlen für 2013 seien sehr solide ausgefallen, sagte ein Händler. Mit Ausnahme der wie erwartet ausgefallenen Umsätze hätten alle Kennziffern die Prognosen übertroffen. Die Titel stiegen an der Index-Spitze um mehr als vier Prozent.
Die im Index der mittelgroßen Werte MDax gelisteten Papiere des Immobilienkonzerns LEG (ETR:LEG) und des Verbindungstechnikherstellers Norma ETR:NOEJ gaben um ein halbes beziehungsweise gut zwei Prozent nach. Börsianer hatten bei beiden Unternehmen positiver klingende Ausblicke erwartet.
STREUBESITZ VON VOSSLOH STEIGT
Abseits der Berichtssaison fielen die Titel von Vossloh (ETR:VOS) um gut anderthalb Prozent. Der Bahntechnik-Konzern macht einen Teil seiner eigenen Aktien zu Geld. Mit dem höheren Streubesitz steige aber zugleich die Wahrscheinlichkeit einer Rückkehr in den MDax, schrieb Commerzbank-Analyst Sebastian Growe.
Ansonsten sorgten einmal mehr Analystenkommentare für Kursbewegungen. So kletterten die Titel von Wacker Chemie (ETR:WCH) an der MDax-Spitze um rund dreieinhalb Prozent, nachdem die Deutsche Bank ihre Verkaufsempfehlung für die Papiere des Spezialchemiekonzerns und Halbleiterzulieferers gestrichen hatte. Die Produktionseffizienz hebe die Margen, schrieb Analyst Alexander Karnick. Die US-Investmentbank Morgan Stanley hingegen hatte die Papiere des Fernsehkonzerns RTL Group ETR:RRTL abgestuft - Der Ausblick der Produktionstochter Fremantle sei enttäuschend, meinte Analyst Julien Rossi. Die Titel fielen um rund zwei Prozent.