FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Dienstag von seinem schwachen Wochenauftakt gut erholt. Ein starker Schlussspurt brachte den Dax (DAX) gegen Handelsende mit 11 495,69 Punkten bis fast an die Marke von 11 500 Punkten heran. Ins Ziel ging der deutsche Leitindex mit einem Aufschlag von 1,30 Prozent auf 11 472,22 Punkten, nachdem er am Vortag noch um rund 1,8 Prozent auf den niedrigsten Stand seit Ende Oktober gefallen war. Der MDax (MDAX), in dem die mittelgroßen Unternehmen repräsentiert sind, gewann am Dienstag 1,07 Prozent auf 24 096,94 Punkte.
Händlern zufolge sorgte die gestiegene Hoffnung auf eine Brexit-Einigung gegen Handelsende noch einmal für kräftigen Schub. Die Brexit-Unterhändler Großbritanniens und der EU haben sich britischen und irischen Medienberichten zufolge auf den Text eines Austrittsabkommens geeinigt. Das berichteten unter anderen die BBC und der irische Sender RTE unter Berufung auf Verhandlungskreise.
Außerdem fänden sich in Schwächephasen derzeit schnell Käufer, die den Markt komfortabel zurück ins Plus beförderten, kommentierte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. Das Auf und Ab bleibe also, genau wie die Sorge vor einem erneuten Abrutschen der Technologiewerte in New York. Die dortige Nasdaq verbuchte am Dienstag nach ihren herben Vortagesverlusten ebenfalls wieder klare Kursgewinne. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial (Dow Jones) stand zum Handelsschluss in Europa mit 0,3 Prozent nur moderat höher.
Im Blick behalten Börsianer zudem den italienischen Haushalt. An diesem Dienstag um Mitternacht endet die Frist für die Überarbeitung des Haushaltsentwurfs. Die EU-Kommission hatte den Entwurf aus Rom zurückgewiesen, weil Italiens Schuldenpläne gegen die Stabilitätskriterien der Eurozone verstoßen.
Unter den Einzelwerten am deutschen Markt standen die Aktien des Pharma- und Agrarchemiekonzerns Bayer (4:BAYGN) nach Quartalszahlen im Fokus. Nach anfänglich deutlich höheren Kursen bröckelte der Kurs stetig ab und drehte am Nachmittag ins Minus. Mit einem Abschlag von 2,87 Prozent waren die Papiere am Ende des Tages der schwächste Wert im Dax. Zuwächse im Pharmageschäft sowie bei Mais- und Sojasaat gaben Bayer zwar Rückenwind, dem gegenüber standen aber Belastungen durch ungünstige Wechselkursentwicklungen. Das Augenmerk der Investoren bleibt vor allem auf die Risiken durch die Klagen in den USA in Bezug auf den Unkrautvernichter Glyphosat gerichtet.
An der Dax-Spitze erholten sich die Anteile des Chipherstellers Infineon (4:IFXGn) mit plus 4,15 Prozent von ihrem Kurseinbruch am Vortag.
Die Kennziffern der Aareal Bank (4:ARLG) kamen bei den Anlegern nicht gut an: Die Aktien fielen als größter MDax-Verlierer um 4,95 Prozent. Die Bank hatte mitgeteilt, dass die Prognose für den Zinsüberschuss nur schwer zu erreichen sein werde. Bester Index-Wert waren die Papiere des Waferherstellers Siltronic (4:WAFGn) mit plus 5,51 Prozent.
Die Nordex-Aktien (4:NDXG) brachen im SDax (SDAX) nach einem eingetrübten Ausblick des Windkraftanlagenbauers um fast 17 Prozent ein. Seit Ende Oktober hatten die Aktien allerdings um 20 Prozent zugelegt. Nordex ist nach neun Monaten pessimistischer für das Gesamtjahr geworden. Spitzenreiter in dem Index der geringer kapitalisierten Unternehmen waren mit plus 8,02 Prozent die Aktien von HHLA (0:HHFAd) nach Neunmonatszahlen. Die klare Bekräftigung der Jahresziele des Hafenbetreibers strahle Zuversicht aus, sagte ein Händler.
Die Leitindizes in Europa zeigten sich von ihrer freundlichen Seite. Für den EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) ging es um 0,96 Prozent auf 3224,82 Zähler nach oben. Kursgewinne in prozentual ähnlicher Größenordnung gab es auch in Paris. London beendete den Tag hingegen nahezu unverändert.
Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 0,23 Prozent. Auch der Rentenindex Rex (DE0008469107) blieb stabil bei 141,05 Punkten. Der Bund-Future sank um 0,13 Prozent auf 160,04 Zähler. Der Eurokurs stieg und lag zuletzt bei 1,1285 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Nachmittag den Referenzkurs auf 1,1261 (Montag: 1,1265) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8880 (0,8877) Euro gekostet.