NEW YORK (dpa-AFX) - Schottlands Verbleib bei Großbritannien und vor allem der erwartete Rekord-Börsengang (IPO) von Alibaba haben der Wall Street am Freitag neue Rekorde beschert. Der oft kursbewegende "große Verfall" - auch "Hexensabbat" genannt -, zu dem Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen auslaufen, trat ebenso in den Hintergrund wie verhalten ausgefallene Konjunkturdaten.
Der Dow Jones Industrial F:DJI markierte bei 17 350,64 Punkten den höchsten Stand seiner Geschichte. Rund eine Stunde nach dem Handelsstart notierte der Leitindex noch 0,29 Prozent fester bei 17 315,60 Punkten. Auch der marktbreite S&P-500-Index F:INX setzte mit einem Anstieg bis auf 2019,26 Punkte seinen Rekordkurs fort und gewann zuletzt 0,18 Prozent auf 2015,04 Punkte. Ebenfalls stark zeigte sich der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100
Am Vortag hatte die Wall Street bereits vom bestätigten Niedrigzins-Versprechen der US-Notenbank Fed profitiert und ihren Aufwärtstrend mit Höchstständen gekrönt. Mit dem Ergebnis der Abstimmung in Schottland seien nun alle Risiken aus dem Weg, wenngleich ein Sieg der Unabhängigkeits-Befürworter offenbar zu keiner Zeit wirklich wahrscheinlich gewesen sei, schrieb Marktanalyst Craig Erlam vom Broker Alpari. Daher falle die Reaktion der Börsen auch weniger stark aus als gedacht. Nach offiziellen Angaben sprachen sich 55,3 Prozent aller Stimmberechtigten für den Verbleib im Vereinigten Königreich aus.
Zudem beflügelte der anstehende Rekord-Börsengang von Alibaba F:BABA die Stimmung der Anleger. Mit einem hohen Ausgabepreis von 68 US-Dollar je Aktie hatte der chinesische Online-Einzelhändler die Weichen für den bisher weltweit größten Börsengang gestellt. Angepeilt ist damit ein Emissionserlös von mindestens 21,8 Milliarden Dollar. Bereits vor dem Börsengang war die Nachfrage der Investoren so rege, dass der Konzern das obere Ende der Preisspanne für seine Anteilsscheine von 66 auf 68 Dollar erhöht hatte. Der erste Kurs der Aktie ließ indes auf sich warten.
Ebenfalls für Gesprächsstoff sorgte eine Übernahme. Der deutsche SAP-Konzern F:SAP will für 8,3 Milliarden Dollar die US-amerikanische Concur Technologies F:CNQR schlucken, einen Anbieter von Firmensoftware für das Reisemanagement. Während die SAP-Aktien in Deutschland unter anderem wegen des hohen Kaufpreises deutlich nachgaben, ging es bei Concur um 18,04 Prozent nach oben.
Ein Kursfeuerwerk gab es auch bei den Papieren des Kompressoren-Herstellers Dresser-Rand F:DRC, die um 11,32 Prozent vorrückten. Offenbar bahnt sich ein Bietergefecht zwischen Siemens F:SIE und dem Schweizer Sulzer-Konzern F:SUN (FSE:SUL) um das US-Unternehmen an. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtete, bereitet Siemens ein Angebot über mindestens 6,5 Milliarden Dollar vor. Die Aktien des Münchener Elektrokonzerns zeigten sich schwach.
Im Fokus standen zudem die Titel von Oracle (NAS:ORCL) (FSE:ORC). Sie sackten um 4,86 Prozent ab, nachdem der SAP-Konkurrent am Vortag nach Börsenschluss mit den Zahlen für das erste Quartal den Rückzug von Larry Ellison von der Konzernführung angekündigt hatte. Ellison wird künftig dem Verwaltungsrat vorstehen und sich als CTO um die technische Entwicklung kümmern. Oracle wies zudem einen Umsatz unter den Markterwartungen und einen stagnierenden Quartalsgewinn aus.