Göttinger Energieunternehmen mit Millionen-Anlagen in Schwierigkeiten
Hamburg (ots) - Die Göttinger Erneuerbare Energie Versorgung AG
(EEV) steckt mit zwei Kapitalanlageprojekten in Schwierigkeiten. Nach
Recherchen des Radioprogramms NDR Info und der Hannoverschen
Allgemeinen Zeitung (HAZ) hat die Firma intern starke Zweifel an der
Umsetzbarkeit eines in der Nordsee geplanten Windparks (Skua)
formuliert. Zudem mussten wiederholt Millionenzahlungen an einen
Gläubiger verschoben werden. Für den geplanten Offshore-Windpark in
der Nordsee und ein bestehendes Biomassekraftwerk in Papenburg hat
die EEV bislang nach eigenen Angaben mehr als 21 Millionen Euro
Anlegergelder eingesammelt.
Im Oktober 2013 bezeichnete die Firma selbst die Realisierung des
Windparks Skua als "ausgeschlossen" und das Projekt als "im Grunde
genommen wertlos", so ein Schreiben der EEV-Anwälte, das der HAZ und
NDR Info vorliegt. Adressat war die Etanax Holding, die das Kraftwerk
und die Planungen für das Windparkprojekt 2012 an die EEV verkauft
hatte. Die Bundeswehr weigert sich seit 2008, das Gebiet im laufenden
Genehmigungsverfahren des zuständigen BSH für den Bau von
Windkraftanlagen freizugeben, weil Marine und Luftwaffe dort üben.
Weder lasse sich das Übungsgebiet verkleinern, noch könne man es
gemeinsam nutzen. Auch eine Verlagerung in andere Gebiete sei nicht
möglich, bekräftigte eine Bundeswehrsprecherin jetzt auf Anfrage. Im
Kaufvertrag hatte man 2012 bereits festgehalten, dass die EEV "über
die militärischen Nutzungen im Projektierungsgebiet der Gesellschaft
und die insoweit bestehenden Risiken des Projektfortschritts
umfassend informiert" worden sei und das "Risiko in Kauf" nehme. Die
EEV bezeichnet die Position der Bundeswehr in einer Presseerklärung
als nicht haltbar und sieht keine Hindernisse für eine Genehmigung.
Im Genussrechte-Verkaufsprospekt für Anleger erwähnte die EEV das
konkrete Risiko nicht. Doch der Prospekt sei für eine
Anlageentscheidung maßgebend, sagte Gabriele Schmitz, Finanzexpertin
der Verbraucherzentrale Hamburg. "Risiken, die sich für den Initiator
abzeichnen, und die den Erfolg des Projektes in Frage stellen, müssen
dort natürlich dargestellt werden. Der Anleger muss ja wissen, worauf
er sich einlässt." Ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für
Wertpapierbesitz erklärte: "Im Falle eines Prospektfehlers hätten die
Anleger, die aufgrund des Prospekts gekauft haben, die Möglichkeit,
im Rahmen der sogenannten Prospekthaftung die Rückabwicklung ihres
Kaufs zu verlangen."
Gleichzeitig steht die EEV finanziell unter Druck. Ursprünglich
sollte der Kaufpreis von 26,5 Millionen Euro für das Kraftwerk und
das Windparkprojekt bereits 2013 vollständig bezahlt sein. Doch laut
einem Vertrag aus dem vergangenen Herbst waren noch immer 20,7
Millionen Euro offen. Mehrfach bereits konnte die EEV die
Kaufpreisraten für Kraftwerk und Windpark nicht überweisen, weil sie
"Schwierigkeiten" gehabt habe, "ihre Zahlungsziele einzuhalten",
heißt es in dem Vertrag. Der Verkäufer, die Etanax Holding des
niedersächsischen Windkraftpioniers Günter Eisenhauer, gewährte nach
Streitigkeiten erneut Aufschub, will nun aber zum 30. Juni sechs
Millionen Euro und bis Ende 2014 zusätzlich etwa fünf Millionen von
der EEV. Die EEV erklärte, die am Montag fällige Rate bezahlen zu
können, wollte Fragen zur grundsätzlichen Finanzlage der Firma aber
nicht beantworten, weil es sich um um "Betriebsinterna" handele.
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