Zürich, 10. Nov (Reuters) - An der Schweizer Börse sind die Verkäufe am Dienstag etwas abgeebbt. Nach den kräftigen Einbussen am Vortag seien eine US-Zinswende noch im laufenden Jahr und die pessimistischeren Prognosen zur Weltwirtschaft weitgehend eingepreist und der Abgabedruck habe nachgelassen, hiess es. Grosses Erholungspotenzial billigen Analysten den Kursen allerdings nicht zu. Kurzfristig bleibe der Trend negativ, prognostizieren die Marktexperten der der Zürcher Kantonalbank. Der SMI .SSMI gab 0,3 Prozent auf 8849 Punkte nach. Am Montag hatte der Leitindex ein Prozent verloren.
Für Ernüchterung sorgten enttäuschende Wirtschaftsdaten aus China und die jüngste Wachstumsprognose OECD. Die Industriestaaten-Organisation beurteilt die Aussichten für die globale Wirtschaft wegen Problemen in den Schwellenländern weniger optimistisch und rechnet im kommenden Jahr nur noch mit 3,3 statt 3,6 Prozent Wachstum ID:nL8N1342ON . Zudem verdarb den Börsianern der überraschend kräftig Exportrückgang Chinas im Oktober die Laune ID:nL8N1341P2 . Dagegen sehen manche Marktteilnehmer in der nach mehrheitlicher Ansicht wohl bereits im Dezember anstehenden Zinswende in den USA auch ein Zeichen für eine robuste wirtschaftliche Verfassung der weltgrössten Volkswirtschaft. Nach den überraschend guten US-Jobdaten im Oktober und den ungewöhnlich klaren Worten von Fed-Chefin Janet Yellen liege die Wahrscheinlichkeit für die erste US-Zinserhöhung seit fast zehn Jahren bei etwa 70 Prozent.
Bei den Standardwerten überwogen die schwächeren Notierungen. Am deutlichsten an Boden verloren nach einem mit Enttäuschung aufgenommenen Zwischenbericht die Aktien von Julius Bär BAER.VX mit 3,4 Prozent Kursabschlag. Bei dem der Privatbank hinterlässt die Schwellenländerkrise Bremsspuren. Das Neugeldwachstum sank in den ersten zehn Monaten unter das Zielband von vier bis sechs Prozent der verwalteten Vermögen. Der Neugeldzufluss aus Lateinamerika und Osteuropa sei ins Stocken geraten. Dank der Übernahme des Vermögensverwaltungsgeschäfts von Merrill Lynch BAC.N in Indien und der Leumi Private Bank kletterte das verwaltete Vermögen dennoch auf den Rekordstand von 297 Milliarden Franken ID:nFWN134008 .
In den Abwärtssog gerieten auch die Aktien der Grossbanken Credit Suisse CSGN.VX und UBS UBSG.VX mit 0,5 und 0,8 Prozent Minus.
Kaum Stütze boten die an sich als krisensicher geltenden Index-Schwergewichte. Die Pharmawerte Novartis NOVN.VX und Roche ROG.VX gaben 0,5 und 0,3 Prozent nach. Die Aktien des Lebensmittelkonzerns Nestle NESN.VX ermässigten sich um 0,3 Prozent.
Anteile von Industrie- und Dienstleistungsfirmen verloren ebenfalls meist an Wert. Die Swatch-Aktien UHR.VX fielen um 2,1 Prozent. Der Uhren-Weltmarktführer ist ebenso wie andere Luxusgüter-Hersteller stark vom Geschäft in China und Hongkong abhängig. Die Aktien von Rivale Richemont CFR.VX büssten 0,9 Prozent ein.
Zu den wenigen Kursgewinnern gehörten die Adecco-Titel ADEN.VX mit 1,4 Prozent Plus. Seit den guten US-Arbeitsmarktdaten greifen Anleger verstärkt zu den Aktien des Stellenvermittlers.
Am breiten Markt fielen die Kuoni-Aktein KUNN.S mit 3,5 Prozent Kursminus auf. Anleger sind nach wie vor skeptisch, ob der Touristik-Konzern mit der Aufgabe des Reiseveranstalter-Geschäfts den richtigen Weg eingeschlagen hat. Der langjährige Firmenchef Peter Meier räumt jüngst seinen Posten. Die Firma hat den Verkauf des Bereichs in Hongkong an Fairfax/Thomas Cook India abgeschlossen. Die Veräusserung der indischen Reiseaktivitäten ebenfalls an Fairfax/Thomas Cook India erwartet das Unternehmen bis Jahresende.