von Robert Zach
Investing.com - Die hohe Inflation bereitet den Marktteilnehmern an der Wall Street weiterhin große Sorgen. Zwar sind die Verbraucherpreise in den letzten drei Monaten stetig zurückgegangen, allerdings langsamer als erhofft. Darüber hinaus erreichte die Kerninflation den höchsten Stand seit 1982. Hoffnung auf eine Entspannung an der Inflationsfront kam dagegen gestern vom Immobilienmarkt, wo die Preise unlängst deutlich gefallen sind.
In einem aktuellen Bericht stellen die Datenspezialisten von FactSet die Frage, wie sich die hohe Inflation auf die Nettogewinnmargen der im S&P 500 gelisteten Unternehmen niederschlägt.
Die Nettogewinnmarge des S&P 500 für das 3. Quartal 2022 beträgt laut FactSet 12,0 % und liegt damit unter der des Vorquartals und unter der des Vorjahresquartals. Gleichwohl befindet sie sich weiterhin über dem Fünfjahresdurchschnitt (11,3 %), wie der Datendienst berichtet.
Das wäre das fünfte Quartal in Folge, in dem die Nettomarge gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen ist. Zugleich wäre es das siebte Quartal nacheinander, in welchem sie 12 % oder höher lag.
Auf Sektorebene melden laut FactSet drei Sektoren einen Anstieg ihrer Nettogewinnmargen im dritten Quartal 2022 im Vergleich zum dritten Quartal 2021, an der Spitze steht der Energiesektor (NYSE:XLE) (von 8,9 % auf 14,6 %). Demgegenüber sei bei acht Sektoren ein Rückgang der Nettogewinnmargen im dritten Quartal 2022 im Vergleich zum dritten Quartal 2021 zu beobachten, in erster Linie im Finanzsektor (NYSE:XLF) (von 18,8 % auf 14,9 %).
Für sieben Sektoren zeichnen sich im 3. Quartal 2022 Nettogewinnmargen ab, die über dem von FactSet ermittelten Fünfjahresdurchschnitt liegen. Den größten Sprung nach oben macht dabei der Energiesektor (14,6 % gegenüber 6,8 % zuvor). Vier Sektoren hingegen sehen ihre Nettogewinnmargen im 3. Quartal 2022 unter ihrem 5-Jahres-Durchschnitt, vorneweg der Finanzsektor (14,9 % gegenüber 16,5 % zuvor).
Fünf Sektoren verzeichnen im Vergleich zum 2. Quartal 2022 einen Anstieg ihrer Nettogewinnmargen im 3. Quartal 2022, an vorderster Front der Versorgersektor (NYSE:XLU) (auf 16,0 % nach 12,7 % zuvor). Umgekehrt melden fünf Sektoren einen Rückgang ihrer Nettomargen im 3. Quartal 2022 gegenüber dem 2. Quartal 2022, allen voran der Sektor Rohstoffe (NYSE:XLB) (11,4 % vs. 14,2 %). Im Industriesektor (NYSE:XLI) dürfte die Nettogewinnmarge gegenüber dem Vorquartal unverändert (10,1 %) bleiben.
Bei der Frage nach den Gründen für den Rückgang der Nettomargen verweist FactSet auf höhere Kosten für die Unternehmen. So stiegen die Erzeugerpreise im September um 8,5 % und damit zum 14. Mal hintereinander um mehr als 8,0 %. Während der letzten Berichtssaison verwiesen 412 S&P 500-Unternehmen in ihren Gewinnmitteilungen zum zweiten Quartal auf die "Inflation" - so häufig wie seit mehr als 10 Jahren nicht mehr. Zum Ausgleich dieser höheren Kosten erhöhen die Unternehmen jedoch auch ihre Preise, was sich darin äußert, dass der S&P 500 voraussichtlich das siebte Quartal in Folge ein Umsatzwachstum von über 8 % erzielen wird.
Darüber hinaus sehen sich die Unternehmen mit schwierigen Jahresvergleichen angesichts ungewöhnlich hoher Nettogewinnmargen im Jahr 2021 konfrontiert. So wies der S&P 500 im dritten Quartal 2021 die zweithöchste Nettogewinnmarge des Index seit der Erfassung dieser Kennzahl durch FactSet im Jahr 2008 auf.
Trotz der unverändert hohen Inflation gehen die Analysten an der Wall Street davon aus, dass die Nettogewinnmargen des S&P 500 für den Rest dieses Jahres und das erste Halbjahr 2023 über dem Niveau des dritten Quartals 2022 liegen werden. Laut FactSet-Daten liegt die geschätzte Nettomarge für das vierte Quartal 2022, das erste Quartal 2023 und das zweite Quartal 2023 bei 12,1 %, 12,3 % bzw. 12,5 %.