Berlin, 05. Dez (Reuters) - Die US-Botschaft in Berlin hat die Bundesregierung aufgefordert, einen vorübergehenden Stopp der Bauarbeiten an der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 zu erwirken. "Jetzt ist der Zeitpunkt für Deutschland und die EU, ein Moratorium für den Bau der Pipeline verhängen", sagte die geschäftsführende US-Botschafterin, Robin Quinville, dem "Handelsblatt". Dies würde ein deutliches Zeichen setzen, dass Europa "das anhaltende bösartige Verhalten Russlands nicht länger hinnimmt". Die Pipeline sei nicht nur ein wirtschaftliches Projekt, "sondern das politische Werkzeug des Kremls, um die Ukraine zu umgehen und Europa zu spalten".
Die Arbeiten an Nord Stream 2 sollen in Kürze wieder aufgenommen werden, nachdem sie vor einem Jahr wegen US-Sanktionen unterbrochen worden waren. Nord Stream 2 ist die zweite Ostsee-Pipeline zwischen Russland und Deutschland, sie soll russisches Erdgas nach Westeuropa bringen. Die Regierung des scheidenden US-Präsidenten Donald Trump begründet ihre Ablehnung der Pipeline mit der Furcht, dass die Europäer sich von russischen Lieferungen abhängig machen würden. Zugleich wollen die USA eigenes Erdgas nach Europa verkaufen. Russland dringt auf die Fertigstellung der Pipeline. Deutschland hat wiederholt Drohungen der USA mit Sanktionen gegen den Bau der Leitung zurückgewiesen.
Hinter dem Pipeline-Projekt steht der russische Staatskonzern Gazprom GAZP.MM , der die Hälfte der geplanten Gesamtkosten von 9,5 Milliarden Euro stemmen soll. Die andere Hälfte finanzieren fünf europäische Energieunternehmen, wie Wintershall Dea WINT.UL , OMV (DE:OMVV) OMVV.VI sowie Uniper UN01.DE , Royal Dutch Shell RDSa.L und Engie ENGIE.PA .
(Reporterin: Sabine Ehrhardt, redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 030 2201 33711 (für Politik und Konjunktur) oder 030 2201 33702 (für Unternehmen und Märkte)