HAMPSHIRE/NEW YORK (dpa-AFX) - Die Hartnäckigkeit des US-Pharmakonzerns Abbvie lohnt sich. Der irisch-britische Konkurrent Shire (LONDON:SHP) scheint seinen Widerstand gegen eine Übernahme durch die Amerikaner aufzugeben. Mit einer erneut aufgebesserten Offerte konnte Abbvie punkten: Die Shire-Führung sei nun bereit, seinen Aktionären die Übernahme auf der Basis des neuen Gebots zu empfehlen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Das Management werde mit Abbvie verhandeln. Nach zuletzt rund 51,5 Milliarden US-Dollar (37,8 Mrd Euro) in bar und Aktien bietet Abbvie den Briten jetzt rund 53,7 Milliarden Dollar.
Berenberg-Analyst Alistair Cambell sieht Abbvie damit fast am Ziel. Die Prüfung des Unternehmens sollte abgeschlossen sein und die Übernahme zum derzeitigen Preis über die Bühne gehen, sagte er der Nachrichtenagentur Bloomberg. Es sei von jetzt an sehr unkompliziert. Das sieht offenbar auch die Börse so: Im frühen Londoner Handel legten die Papiere des irisch-britischen Pharmakonzerns um 2,6 Prozent zu.
SHIRE IST AUF NISCHENPRODUKTE SPEZIALISIERT
Abbvie hatte beim Werben um die Briten nicht locker gelassen, obwohl das Shire-Management mehrfach abgewunken hatte. Wiederholt hatten die Amerikaner seit ihrer ersten Offerte Mitte Mai nachgebessert. Nun scheint die Rechnung von Unternehmenschef Richard Gonzalez aufzugehen - dem Vernehmen nach drängten Aktionäre bei der Shire-Führung darauf, in Gespräche einzusteigen.
Mit einem Firmensitz in Großbritannien könnte Abbvie unter anderem Steuern sparen. Shire ist auf ertragreiche Nischenprodukte mit Patentschutz spezialisiert. Größter Umsatzbringer ist das Geschäft mit Medikamenten zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörungen (ADHS).
NIEDRIGE ZINSEN UND STEUERERSPARNISSE LOCKEN
Die Pharmabranche erlebt derzeit eine Übernahmewelle. Neben auslaufenden Patenten, teuren Neuentwicklungen und einem hohen Konkurrenzdruck spielen dabei vor allem niedrige Zinsen und Steuerersparnisse eine wichtige Rolle. Eine der größten geplanten Firmen-Übernahmen in der Geschichte ist jüngst allerdings geplatzt: Der US-Pharmakonzern Pfizer (NYSE:PFE) kam bei AstraZeneca (LONDON:AZN) nicht zum Zuge - trotz eines 117-Milliarden-Dollar-Gebots.br