FRANKFURT (dpa-AFX) - Dem Dax (DAX) droht eine zähe letzte August-Woche. Hans Bernecker sieht nicht viel Luft nach oben: "Es fehlen speziell in Europa klare Kaufsignale", schrieb der Börsenbrief-Autor in seiner "Termin-Börse". Als Belastung verwies er auf den tendenziell weiter festen Eurokurs und das Politchaos in Washington, wo Präsident Donald Trump an Rückhalt verliere.
Auch Dirk Rogowski, Geschäftsführer der Veritas Investment GmbH, rät Anlegern dazu, wegen der Entwicklungen im Weißen Haus achtsam zu bleiben. "Es gilt wie immer seit November 2016 die einschränkende Bemerkung, dass der Trumpinator alles durcheinander bringen kann", sagt der Experte.
Anleger sorgen sich mehr denn je um die Umsetzung seiner zahlreichen Versprechungen. Hinzu kommen die Gefahren, die von einem möglichen neuen Säbelrasseln mit Nordkorea ausgehen können.
DER GEFÜRCHTETE BÖRSENMONAT SEPTEMBER BEGINNT
Rogowski sieht die neue Woche als richtungweisend für den September, der am Freitag beginnt und unter Anlegern gefürchtet ist. Von Statistikern historisch nachgewiesen, ist er der schwächste Börsenmonat. Daher resultiert auch die alte Börsenweisheit "Sell in May and go away, but remember to come back in September" - wonach Anleger ihr Pulver den Sommer über trocken halten und spät im September wieder zugreifen sollten.
Charttechnisch betrachtet bewegt sich der Dax nun schon vier Wochen in einer Spanne zwischen 12 000 und 12 300 Punkten. Übergeordnet befindet er sich seit Juni aber im Abwärtstrend, wie Ulrich Wortberg von der Helaba feststellte. Laut den Experten vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar zeigen die Chartsignale - zumindest vorläufig - noch eher nach unten.
WEITERHIN SCHWUNG AM US-ARBEITSMARKT
Konjunkturseitig ist die neue Woche gut bestückt. "Momentan erwartet niemand ernsthaft böse Überraschungen, aber genau das ist der Nährboden für Marktverwerfungen", sagt Veritas-Experte Rogowski.
Die Musik spielt vor allem am Freitag in den USA, wenn unter anderem der vielbeachtete ISM-Einkaufsmanagerindex veröffentlicht wird. Einen Vorgeschmack dafür könnte am Donnerstag schon der entsprechende Index für die Region Chicago bringen.
Noch stärker im Mittelpunkt steht am Freitag aber der turnusmäßige Jobbericht aus den USA. Laut der Deka Bank scheint der Arbeitsmarkt weiterhin auf Erfolgskurs zu sein. Die Experten der Fondsgesellschaft rechnen mit einer weiterhin hohen Beschäftigungsdynamik, aber keinen wesentlichen Änderungen an der schwachen Lohnentwicklung. Diese gilt als Hauptgrund dafür, dass die Zinskurve in den USA nach vier Zinserhöhungen seit Ende 2015 vorerst eher nicht weiter angestiegen ist.
"Da die Inflation weit unter dem Ziel liegt, wächst das Unbehagen innerhalb der Zentralbank, ob das bisherige Tempo angemessen ist", sagte Craig Erlam vom Broker Oanda. Anleger seien sich schon länger unsicher geworden, ob es in diesem Jahr noch eine weitere Erhöhung geben wird. Diese Verunsicherung sei mittlerweile offensichtlich auch auf die Währungshüter der Fed übergesprungen. Auf der Notenbankkonferenz in Jackson Hole hatte ihre Chefin Janet Yellen am Freitag keine neuen Indizien für die künftige Geldpolitik geliefert.
RTL-ZAHLEN UND STADA-HAUPTVERSAMMLUNG AM MITTWOCH
Unternehmensseitig wird die Agenda leerer, nachdem die Berichtssaison fast vorüber ist. RTL (14:AUDKt) wird am Mittwoch zeigen, ob die Sorgen der Anleger um die Werbeausgaben im ersten Halbjahr berechtigt sind.
Heiß hergehen könnte es am gleichen Tag beim Aktionärstreffen von Stada (4:STAGn). Beschäftigte und Gewerkschaften fürchten angesichts der Übernahme durch die Investoren Bain und Cinven einen Job-Abbau.
Nach der Aufspaltung des Handelskonzerns Metro berichten die beiden Nachfolgeunternehmen Ceconomy (4:MEOG) und Metro (0:B4B) am Donnerstag erstmals separate Quartalszahlen.
Wegen der jüngsten Vorwürfe unredlicher Geschäftspraktiken könnte dann auch ein Zwischenstand zum Geschäft des Möbelkonzerns Steinhoff (22:SNHJ) stärker ins Blickfeld rücken.