Düsseldorf (Reuters) - Der Energiekonzern E.ON (DE:EONGn) tritt wegen der Empfehlungen der Atomkommission auf die Investitionsbremse.
Insbesondere die Belastungen durch den geplanten Risikoaufschlag bei der Finanzierung des Kernenergieausstiegs "greifen tief in die finanzielle Grundstruktur unseres Unternehmens ein", sagte E.ON-Chef Johannes Teyssen am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. E.ON müsse deswegen Zukunftsinvestitionen verschieben und zusätzliche Kosten einsparen. Die von der Atomkommission empfohlene Trennung der Verantwortlichkeiten für den Abriss der Meiler und die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls begrüßte der Manager dagegen. Er strebe auf Basis der Empfehlungen der Kommission eine rasche Klärung der noch offenen Fragen mit der Bundesregierung an.
Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs (KFK) hat vorgeschlagen, dass die Veranwortung für den Abriss der Meiler bei den Versorgern verbleibt. Für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls sollen die AKW-Betreiber E.ON, RWE, EnBW (DE:EBKG) und Vattenfall 23,3 Milliarden Euro in einen öffentlich-rechtlichen Fonds einzahlen. Die bisherigen Rückstellungen hierfür von 17,2 Milliarden Euro sollen in Bar sofort nach der Einrichtung des Fonds gezahlt werden, was spätestens 2017 der Fall sein könnte. Für den geplanten Risikoaufschlag von rund sechs Milliarden Euro haben die Versorger Zeit bis 2022. Insbesondere um den Aufschlag war bis zuletzt gerungen worden. Die Konzerne hatten erklärt, die Empfehlungen überstiegen ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.
E.ON WILL STREIT UM ATOMAUSSTIEGSKOSTEN BEILEGEN
Teyssen geht nun auf die Bundesregierung zu. "E.ON ist dennoch - besonders im Sinne eines gesamtgesellschaftlichen Konsenses zum Ausstieg aus der Kernenergie - an einer baldigen und endgültigen Klärung des Themas in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung auf Basis des Vorschlags der KFK interessiert", betonte er. Es gebe dabei zahlreiche Fragen, die für die notwendigen Vereinbarungen und für das Gesetzgebungsverfahren noch geklärt werden müssen. "E.ON ist bereit, diesen Prozess konstruktiv und offen zu begleiten." Endgültige Regelungen müssten dann noch dem Aufsichtsrat vorgelegt werden.
Teyssen will den Konzern neu ausrichten. Während E.ON sich vor allem auf das Ökostromgeschäft konzentrieren will, werden die Kohle- und Gaskraftwerke in die Tochter Uniper ausgelagert. Im Herbst will E.ON Uniper an die Börse bringen und 53 Prozent der Papiere den eigenen Aktionären in ihr Depot buchen. Am Mittwoch legt der größte deutsche Versorger seine Geschäftszahlen für das erste Quartal vor.