BERLIN (dpa-AFX) - Seit ein paar Wochen macht der kleine Inselstaat Zypern im Mittelmeer den bisherigen Euro-Krisenländern Griechenland, Spanien und Italien Konkurrenz, was die öffentliche Aufmerksamkeit angeht.
Warum reden alle von Zypern?
Das Euro-Mitglied spielt gemessen an seiner Wirtschaftsleistung keine große Rolle in der Eurozone, doch wie so oft geht es auch bei diesem Konflikt um Psychologie. Würde ein Euroland, auch ein noch so kleines, tatsächlich pleitegehen, könnte dies Ängste vor Ansteckungseffekten in anderen Krisenstaaten wecken und die Finanzmärkte insgesamt verunsichern. Mit der Beruhigung der Eurokrise wäre es wieder vorbei.
Was ist Zyperns Problem?
Die Banken des Landes haben sich mit Krediten im nahen Griechenland engagiert und beim Schuldenschnitt dort im vergangenen Frühjahr Federn lassen müssen. Der Finanzsektor hat ein unverhältnismäßig großes Gewicht für die Insel. Das liegt vor allem daran, dass dort viele ausländische Investoren ihr Geld angelegt haben, insbesondere aus Russland. Darum bedroht die Schieflage der Banken nun die finanzielle Stabilität des gesamten Landes.
Was wäre die Lösung?
Zypern hat im Sommer 2012 einen Antrag auf Hilfskredite im Umfang von bis zu 17,5 Milliarden Euro aus dem Euro-Rettungsfonds gestellt, der Großteil davon soll den Banken zugute kommen. Grundsätzlich hat das Land darauf den gleichen Anspruch wie Irland, Portugal und Griechenland zuvor. Rein ökonomisch betrachtet liegt das Hauptproblem darin, dass mit den Hilfen die Verschuldung des Landes auf ein gewaltiges Maß anschwellen würde. Es ist fraglich, ob Zypern die Kredite jemals würde zurückzahlen können. Deshalb ist auch ein Teilerlass der Schulden im Gespräch.
Und welche Rolle spielt die deutsche Haltung dabei?
Wie immer in der Eurokrise hat Deutschland wegen seiner starken wirtschaftlichen Position eine Art letztes Wort bei den Rettungsmaßnahmen. Weil im Herbst ein neuer Bundestag gewählt wird, ist die Zypern-Debatte - so fremd sie den Bürgern auch ist - in den Wahlkampf hineingezogen worden. Sowohl bei der Opposition als auch im Regierungslager gibt es Bedenken, dass ein Hilfspaket für Zyperns Banken von den Wählern auch als Unterstützung für reiche Russen, die dort angeblich Einnahmen aus fragwürdigen Geschäften 'waschen' wollen, gewertet werden könnte. Zyperns derzeitige Regierung bestreitet solche Praktiken energisch. Die Bundesregierung hat bisher noch keine konkrete Haltung zu dem Thema.
Was beschäftigt aktuell die Euro-Finanzminister?
Eine Entscheidung über Rettungsmaßnahmen wird es erst nach den Präsidentschaftswahlen auf der Insel am kommenden Wochenende geben - wann genau ist allerdings völlig offen. Bis dahin und bei dem Treffen am Montagabend dürfte es darum gehen, wie dem Thema Geldwäsche die Brisanz genommen werden kann - zum Beispiel durch zusätzliche Prüfungen. Zyperns Regierung schlägt dafür inoffiziell die pan-europäische Organisation Moneyval vor./mi/DP/bgf
Warum reden alle von Zypern?
Das Euro-Mitglied spielt gemessen an seiner Wirtschaftsleistung keine große Rolle in der Eurozone, doch wie so oft geht es auch bei diesem Konflikt um Psychologie. Würde ein Euroland, auch ein noch so kleines, tatsächlich pleitegehen, könnte dies Ängste vor Ansteckungseffekten in anderen Krisenstaaten wecken und die Finanzmärkte insgesamt verunsichern. Mit der Beruhigung der Eurokrise wäre es wieder vorbei.
Was ist Zyperns Problem?
Die Banken des Landes haben sich mit Krediten im nahen Griechenland engagiert und beim Schuldenschnitt dort im vergangenen Frühjahr Federn lassen müssen. Der Finanzsektor hat ein unverhältnismäßig großes Gewicht für die Insel. Das liegt vor allem daran, dass dort viele ausländische Investoren ihr Geld angelegt haben, insbesondere aus Russland. Darum bedroht die Schieflage der Banken nun die finanzielle Stabilität des gesamten Landes.
Was wäre die Lösung?
Zypern hat im Sommer 2012 einen Antrag auf Hilfskredite im Umfang von bis zu 17,5 Milliarden Euro aus dem Euro-Rettungsfonds gestellt, der Großteil davon soll den Banken zugute kommen. Grundsätzlich hat das Land darauf den gleichen Anspruch wie Irland, Portugal und Griechenland zuvor. Rein ökonomisch betrachtet liegt das Hauptproblem darin, dass mit den Hilfen die Verschuldung des Landes auf ein gewaltiges Maß anschwellen würde. Es ist fraglich, ob Zypern die Kredite jemals würde zurückzahlen können. Deshalb ist auch ein Teilerlass der Schulden im Gespräch.
Und welche Rolle spielt die deutsche Haltung dabei?
Wie immer in der Eurokrise hat Deutschland wegen seiner starken wirtschaftlichen Position eine Art letztes Wort bei den Rettungsmaßnahmen. Weil im Herbst ein neuer Bundestag gewählt wird, ist die Zypern-Debatte - so fremd sie den Bürgern auch ist - in den Wahlkampf hineingezogen worden. Sowohl bei der Opposition als auch im Regierungslager gibt es Bedenken, dass ein Hilfspaket für Zyperns Banken von den Wählern auch als Unterstützung für reiche Russen, die dort angeblich Einnahmen aus fragwürdigen Geschäften 'waschen' wollen, gewertet werden könnte. Zyperns derzeitige Regierung bestreitet solche Praktiken energisch. Die Bundesregierung hat bisher noch keine konkrete Haltung zu dem Thema.
Was beschäftigt aktuell die Euro-Finanzminister?
Eine Entscheidung über Rettungsmaßnahmen wird es erst nach den Präsidentschaftswahlen auf der Insel am kommenden Wochenende geben - wann genau ist allerdings völlig offen. Bis dahin und bei dem Treffen am Montagabend dürfte es darum gehen, wie dem Thema Geldwäsche die Brisanz genommen werden kann - zum Beispiel durch zusätzliche Prüfungen. Zyperns Regierung schlägt dafür inoffiziell die pan-europäische Organisation Moneyval vor./mi/DP/bgf