London (Reuters) - Nach der Feuerkatastrophe im Londoner Grenfell Tower haben die Behörden landesweit weitere Hochhäuser als brandgefährdet eingestuft.
Im Zuge der Überprüfung von 600 Gebäuden seien schon 34 Hochhäuser wegen mangelnden Brandschutzes aufgefallen, teilte die zuständige Behörde am Wochenende mit. Die Gebäude lägen sowohl in London als auch in anderen Städten wie Plymouth und Manchester. Premierministerin Theresa May sagte, in einigen Fällen seien Nachbesserungen an den Gebäuden ohne Evakuierungen möglich. "In anderen wird es notwendig sein, dass die Menschen die Häuser zeitweise verlassen, wie es im Stadtteil Camden der Fall war." Dort mussten 4000 Menschen mitten in der Nacht zum Samstag fünf Hochhäuser verlassen. Sie wurden in Hotels und Sporthallen untergebracht.
Der Großbrand in der vergangenen Woche war von einem Kühlschrank im 24-stöckigen Grenfell Tower ausgegangen. Das Feuer breitete sich nach Ermittlungen der Experten an der Außenfassade rasend schnell durch brennbares Dämm-Material aus, das nicht hätte verwendet werden dürfen. Geprüft wird nun eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung. Bei dem Feuer starben mindestens 79 Menschen. Es war die schwerste Brandkatastrophe in Großbritannien seit dem Zweiten Weltkrieg.
Premierministerin May musste sich wegen der zunächst langsamen Reaktion der Regierung entschuldigen. Sie erklärte nun, die Behörden würden nun mit Hochdruck daran arbeiten, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.
CHAOTISCHE SZENEN BEI DER EVAKUIERUNG
Die Evakuierung der fünf Hochhäuser im nördlichen Stadtteil Camden hatte die Bewohner weitgehend unvorbereitet getroffen. Sie beklagten, dass sie aus den Medien von der anstehenden Räumung der Gebäude erfuhren. Es spielten sich zum Teil chaotische Szenen ab, als die Bewohner mit wenigen Habseligkeiten aus den Wohnungen geholt wurden. Einige weigerten sich, ihre Wohnungen zu verlassen. Die Sanierungsarbeiten an den geräumten Gebäuden würden bis zu vier Wochen dauern, sagte Bezirksstadträtin Georgia Gould. Sie verteidigte die Aktion: "Ich weiß, dass es schwierig ist, aber Grenfell hat alles verändert", sagte sie. "Wir dürfen für die Sicherheit der Bewohner kein Risiko mehr eingehen."