NEW YORK/LONDON (dpa-AFX) - Der Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran hat die Ölpreise am Mittwoch um mehr als zwei Dollar steigen lassen. Hauptgrund war die Furcht vor Angebotsengpässen, nachdem die Vereinigten Staaten ausgesetzte Sanktionen wieder aufleben lassen. Allerdings ist es alles andere als klar, was der Schritt der US-Regierung für den Ölmarkt konkret bedeutet.
Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete zuletzt 77,11 US-Dollar. Das waren 2,28 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni kletterte um 2,02 Dollar auf 71,08 Dollar.
Damit liegen die Ölpreise knapp über dem Niveau, das sie bereits zu Wochenbeginn erreicht hatten. Zurzeit kosten die beiden führenden Rohölsorten der Welt so viel wie zuletzt Ende 2014. Die Gründe dafür liegen nicht nur in der Furcht vor einem zu geringen Angebot an Rohöl, sondern auch in einer steigenden Erdölnachfrage als Folge einer solide wachsenden Weltwirtschaft.
Die USA hatten am Dienstag trotz des massiven Widerstands europäischer Partner ihren Rückzug aus dem Abkommen über das Atomprogramm des Iran angekündigt. Die im Rahmen dieser Vereinbarung ausgesetzten Sanktionen sollen in voller Härte wieder zum Tragen kommen. "Wir werden die höchste Stufe von Wirtschaftssanktionen einführen", hatte US-Präsident Donald Trump gesagt. Die Europäische Union hält seine Entscheidung für gefährlich für die Lage im Nahen Osten und will die Sanktionen ausgesetzt lassen.
Zu den amerikanischen Maßnahmen gehört auch die Aufforderung an Abnehmer iranischen Rohöls, die Käufe innerhalb von 180 Tagen zu reduzieren. Die USA selbst importieren kein Rohöl aus Iran. Während es grundsätzlich denkbar ist, dass die Rohölpreise als Folge der US-Sanktionen weiter steigen, ist dies jedoch alles andere als sicher. Fachleute sind sich über die konkreten Auswirkungen noch nicht im klaren.
Die am Nachmittag veröffentlichten Rohöllagerbestände gaben den Ölpreisen nur kurzzeitig weiteren Auftrieb. So waren die Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche überraschend gefallen. Gleichzeitig hatte die Rohölproduktion merklich zugelegt. Dies dämpft tendenziell die Ölpreise.